Eine Reise nach Kambodscha bedeutet auch, sich mit der grausamen Geschichte und den Problemen des Landes zu beschäftigen. Hier ein kleiner Überblick.
Vom Khmer-Königreich zum „Steinzeitkommunismus“
Jeder kennt ihn – den größten Tempelkomplex der Welt: Angkor Wat. Vor ca. tausend Jahren war dort der Mittelpunkt des riesigen Khmer-Reiches, das sich über große Teile Südostasiens erstreckte. Doch nach dem letzten großen König, unter dessen Herrschaft die „Große Stadt“ Angkor Thom entstanden war, wurden die Gebiete des heutigen Kambodschas Stück für Stück von den Nachbarländern Thailand und Vietnam zurückerobert und besiedelt, bis es sich irgendwann selbst unter den Schutz Frankreichs stellte.
Blöd nur, dass bei so einem „Deal“ schnell die Unabhängigkeit flöten geht – im Fall Kambodschas dann auch erstmal für beinahe hundert Jahre. Gerade hatte man sich durch eine Verbindung mit Vietnam von Frankreich losgesagt und unter Sihanouk eine Regierung aufgebaut, wurde diese bereits wieder im Zuge des Vietnam-Kriegs gestürzt und der federführende General Lon Nol rief als Präsident die „Republik Khmer“ aus. Dieses Ereignis zog drei Jahre Guerillakämpfe nach sich und endete letztendlich in der Machtergreifung der Roten Khmer.
Während im Rest der Welt Apple und Microsoft gegründet wurden und die ersten VW Golfs auf den Markt gingen, wurde Kambodscha unter Pol Pot zu einer Rückwärts-Entwicklung zur kommunistischen Agrarwirtschaft gezwungen. Die „Bourgeoisie“ sollte abgeschafft werden und so wurden Intellektuelle in Vernichtungslagern gefoltert und ermordet. Als intellektuell galt man übrigens schon dann, wenn man lesen konnte oder Brillenträger war. Getötet wurde gleich die gesamte Familie, denn man durfte ja niemanden zurücklassen, der sich womöglich rächen würde. Religionsausübung war verboten und sämtliche Menschen wurden aus den Städten deportiert und auf die Felder gezwungen. Dort mussten sie arbeiten, bis sie an Erschöpfung starben und damit den „Killing Fields“ ihren Namen gaben.
Letztendlich war es erneut Vietnam, das Kambodscha „half“, auch wenn das Land dadurch nur wieder einmal seine Unabhängigkeit einbüßte. Erst zur Jahrtausendwende schaffte es Kambodscha mit Hilfe der UN, sich von politischer Abhängigkeit und den Roten Khmer zu befreien und erstmalig Wahlen durchzuführen.
Armut und Geld in Kambodscha
Für die Reisekasse ist Kambodscha das teuerste Land, denn Essen und Eintrittspreise sind dort wesentlich teurer als in den Nachbarländern Vietnam oder Myanamar. Gleichzeitig ist Kambodscha aber das ärmste Land Südostasiens. Vor allem in Phnom Penh wird man sehr mit der Armut der Menschen konfrontiert.
Die Währung „Riel“ ist übrigens total wertlos und wird von vielen überhaupt nicht als Zahlungsmittel angenommen. Man sollte deshalb lieber US-Doller abheben.
Kommunikation und Bildung
Erstaunlich ist allerdings, dass die Menschen, die ich in Kambodscha traf, wesentlich fitter in der englischen Sprache waren, als die in Vietnam oder Myanmar. In Vietnam sprachen Angehörige der Tourismusbranche zwar oft sehr gutes Englisch, dafür verstand der überwiegende Teil aber kaum bis gar kein Englisch. Doch gerade in Kambodscha – einem Land, in dem man vor vierzig Jahren für diese Fähigkeit noch getötet wurde – überraschen vor allem die Taxi- und Tuk Tuk-Fahrer mit ihren Englischkenntnissen.
Dieses Phänomen spiegelt allerdings nicht das Bildungsniveau Kambodschas wieder, denn es ist nach Laos in Südostasien das Land mit der höchsten Analphabetenrate. Wahrscheinlich ist die Tourismusbranche in Kambodscha aber oft die beste Möglichkeit Geld zu verdienen, so dass der Stellenwert der englischen Sprache wesentlich höher ist, als die Fähigkeit Lesen und Schreiben zu können.
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