Amrum

Kurzurlaub an der Nordsee

Amrum

Feiertage, langes Wochenende, Kurzurlaub: ab an die Nordsee! Zum Beispiel nach Amrum?

Vor allem die deutschen Nordseeinseln sind ein beliebtes Ziel für Kurzurlaube zur Erholung und Entspannung. Mit ihren weiten Dünenlandschaften, Ruhe und frischer Meeresluft eignen sich die Inseln hierfür aber auch perfekt.

Sylt ist schon seit Jahren der Hotspot für die Reichen und Schönen oder die, die es für ein paar Tage sein wollen. “Sehen und gesehen werden” lautet die Devise in den schicken Strandbars und In-Restaurants der Szene. Ganz anders auf der Nachbarinsel Amrum. Amrum ist die kleine Schwester von Sylt und ist nicht einmal annähernd so populär. In einem typischen Hollywood-Teenie-Film wäre sie die schüchterne Büchermaus im Schatten der Homecoming-Queen.

Dabei ist Amrum alles andere als ein hässliches Entlein. Wunderschöne Dünenlandschaften, ewig lange und breite Strände und kleine beschauliche Dörfer prägen das Insel-Bild. Zugegeben, Szene-Bars wird man hier vergeblichst suchen. Genau genommen gibt es überhaupt nur eine einzige richtige Bar auf Amrum und die trägt keinen stylischen Namen wie “Sansibar”, “Wunderbar” oder “Cohibar” sondern schlicht und einfach “Blaue Maus”.

Trotzdem – oder gerade deshalb – ist Amrum ein perfektes Ziel für einen Kurzurlaub zum Runterkommen, Durchatmen und Zeit für sich oder die Familie zu nehmen. Gesehen werden, ungeschminkt und in Gummistiefeln, ist da kein Problem. Und zu Sehen gibt es trotzdem allerhand.

Karte von Amrum

Fähre Dagebüll Amrum

Der Standard-Weg nach Amrum ist mit der Fähre der Wyker Dampfschiff Reederei. Diese fährt mehrmals täglich von Dagebüll nach Amrum mit kurzem Stopp auf der Insel Föhr. Das Auto kann entweder mit auf die Fähre genommen werden oder auf dem großen “Inselparkplatz Dagebüll” in der Nähe des Fähranlegers geparkt werden. Ein Shuttle-Bus fährt rechtzeitig vor Fährabfahrt vom Parkplatz zum Terminal. Wer ein bisschen zu früh dran ist, kann im Bistro noch auf den bevorstehenden Urlaub anstoßen und der Einfahrt der Fähre zusehen. 

Die Überfahrt dauert zwei Stunden, die sich mit Essen und Trinken vom Bordrestaurant gut aushalten lassen. Sehr zu empfehlen ist das gut gestaltete Büchlein, das auf den Tischen ausliegt. Darin findet man tolle Infos zu Föhr und Amrum und den ein oder anderen Fun-Fact, wie zum Beispiel den Hintergrund zu den Porzellan-Hunden auf den Fensterbänken der Friesenhäuser und warum diese auch “Puffhunde” genannt werden: 

Sie stammen aus der Zeit, als die Prostitution in England verboten war. Die erfinderischen Damen des ältesten Gewerbes fanden einen Weg das Verbot zu umgehen: der eigentliche Dienst erfolgte kostenlos, doch kauften ihnen ihre Kunden dafür Porzellanhunde ab. Dass die Seemänner ihren Frauen diese dann als Souvenir mitbrachten, könnte man als verwerflich bezeichnen, hätte die ganze Sache nicht noch einen amüsanten Twist. 

Die Frauen nutzten die Hunde im Fenster nämlich ebenfalls für ihre kleinen Tête-à-Têtes. Blickten die Hunde aus dem Fenster, hieß das: “Mein Mann ist da.” Schauten sie nach innen, bedeutete es: “Er ist auf See, ich bin allein.”

NORDDORF

Auf Amrum gibt es lediglich fünf Dörfer: Norddorf, Nebel, Süddorf, Steenodde und Wittdün. Norddorf liegt – wie der Name schon sagt – im Norden der Insel und hier gibt es die meisten Möglichkeiten zum Spazieren und Landschaft erkunden. 

Oodwai

Aus Norddorf Richtung Norden startet der Rundweg “Oodwai”. Auf einer Art asphaltierten Deich läuft man an der Ostseite von Amrum nach Norden, mit dem Watt zur Rechten. Bei Ebbe kann man übrigens eine 8 Kilometer lange Wattwanderung nach Föhr machen. 

Der Rundweg führt etwa 2 Kilometer nach Norden und kann dann entweder zurück nach Norddorf, zum Strand oder bis zur nördlichsten Spitze von Amrum fortgesetzt werden. 

Um die Nordspitze von Amrum

Zur Spitze von Amrum sind es nochmal etwa 2-3 Kilometer, wobei der Weg teilweise aus einem etwas morschen Bohlenweg besteht, bald allerdings zu Sand bzw. Watt übergeht. Wer wie ich hier joggend unterwegs ist, wird vielleicht über den schlickigen Untergrund fluchen. 

An der Nordspitze gibt es einen winzigen Aussichtspunkt, von dem aus die höchste Wahrscheinlichkeit besteht, ein paar Kegelrobben zu Gesicht zu bekommen.

Strand von Norddorf

Wenn man die Nordspitze von Amrum umrundet hat, führt der breite, lange Strand nach Süden zum Badestrand von Norddorf. Ehrlicherweise sehen die Strände der Insel alle ziemlich gleich aus, da es eine riesige Sandbank ist, die sich an der Westseite von Amrum entlang zieht. Diese Sandbank heißt “Kniepsand” und ist 10 Quadratkilometer groß – also etwa gleich groß wie der Strand von St. Peter Ording. Früher lag die Sandbank noch im rechten Winkel zu Amrum, hat sich über einige Jahrhunderte allerdings verlagert und an die Insel angeschmiegt. Man geht davon aus, dass die Sandbank mit den Jahren sogar um die Nordspitze von Amrum herumwandern wird. 

Markantes Erkennungszeichen des Strands von Norddorf ist übrigens die Holzrampe mit Weitblick aufs Meer. 

Aussichtsdüne und Vogelkoje

Von Norddorf Richtung Süden gelangt man entlang der (einzigen) Hauptstraße der Insel oder durch ein kleines Waldstück zur Aussichtsdüne. Ein Bohlenweg führt hinauf auf eine Aussichtsplattform, von der aus man einen tollen Blick auf die umliegende Dünenlandschaft hat. 

Von hier aus geht es durch den Wald weiter nach Süden zur “Vogelkoje”. Was erstmal sehr niedlich klingt, war ursprünglich reines Instrument zum Fangen von Wildenten. Das Areal stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und wurde bis 1937 betrieben. Es besteht aus einem See, von dem aus vier gebogene Wasser-Arme abgehen – Sackgassen – in die die Enten mit Futter gelockt wurden. In den 20ern wurden auf diese Weise so viele Enten gefangen, dass sogar eine Konservenfabrik eröffnete, die Hotels und Pensionen mit eingemachtem Entenfleisch belieferte. 

Heute dient die Anlage nur noch der Besichtigung und ist ein idyllischer Ort zum Spazieren. Das Moos leuchtet so grün wie in einem verwunschenen Märchenwald und hier und da schnattert hektisch eine Ente unter dem Bohlenweg hervor. Sie wird schon wissen wieso.

Leuchtturm Norddorf und Eisenzeitliches Haus

Von der Vogelkoje führt ein schöner Bohlenweg quer durch die Dünenlandschaft auf die Westseite der Insel. Und auch hier wartet eine weitere Besichtigung mit historischem Wert: das eisenzeitliche Haus von Amrum. Das Wohnstallhaus ist eine Rekonstruktion eines von über zehn Gebäuden einer Siedlung aus der Eisenzeit (also vor ca. 2000 Jahren). Die Siedlung war unter den Wanderdünen verborgen, bis sie irgendwann freigeweht wurde. 

Vom eisenzeitlichen Haus führt der Bohlenweg weiter zum Leuchtturm von Norddorf. Es ist  zwar nur der “kleine Bruder” vom großen Leuchtturm von Amrum im Süden. Doch das macht ihn nicht minder schön. Wie ein Gartenzwerg mit roter Zipfelmütze steht er inmitten der Dünen und genießt eine herrliche Aussicht auf die Landschaft. 

Von hier aus sind es nur noch wenige Treppen und Meter zu einem tollen Strandabschnitt, der mit steigender Tide zu einer schönen Lagunenlandschaft wird.

NEBEL

Nebel ist das Dorf in der Mitte von Amrum und es bietet den meisten Friesen-Charme. Hier findet man hübsche Reetdach-Häuser, Fassaden wie Postkartenmotive und sogar eine Windmühle. 

Sprechende Grabsteine von Amrum

Highlight von Nebel sind allerdings die “Sprechenden Grabsteine”, der Friedhof an der St. Clemens Kirche. Dies ist nicht etwa ein Halloween-Streich, sondern bis zu 350 Jahre alte Grabsteine, auf denen die Geschichten der Verstorbenen zu lesen sind. Für alle Lesefaulen gibt es außerdem eine Menge ausgefallener Grabstein-Motive: vom Segelschiff bis zum Piraten-Totenkopf. 

Und auch die Kirche selbst lohnt einen Besuch. Mit ihrer Holzdecke und den Schnitzfiguren hat sie einen ganz besonderen Charme. 

Strand von Nebel

Der Strand von Nebel ist genauso schön breit und groß wie der Strand von Norddorf – wie gesagt: ist ja auch aus einem “Guss”. In Nebel kann man allerdings Überreste eines kläglich gescheiterten Infrastruktur-Projekts sehen: die Schienen der Amrumer Inselbahn, die von Wittdün durch die Dünen bis zum Strand gelegt wurden. Die Strecke wurde allerdings bereits von der ersten Sturmflut vernichtet, noch ein paar Mal wider aufgebaut und letztendlich aufgegeben. 

Neben den Gleisen entdeckt man vielleicht auch das ein oder andere abstrakte Gebilde am Strand. Die sogenannten Strandburgen werden aus buntem Treibgut und Holz errichtet und vom Bau- und Ordnungsamt von Amrum geduldet. Mit der nächsten Sturmflut sind sie ja dann sowieso Geschichte… 

WITTDÜN

Wittdün selbst gewinnt wahrscheinlich keinen Schönheitspreis, ist aber nunmal Start- und Endpunkt jeder Reise nach Amrum, da sich hier der Fähranleger befindet. Lohnenswert ist allerdings ein Spaziergang auf der Wandelbahn, einer langen Strandpromenade entlang des Kniepsands. Von der Wandelbahn hat man einen schönen Blick auf das Meer und die Dünenlandschaft.

Hotel auf Amrum

Amrum ist nicht groß und die Auswahl an Hotels somit sehr begrenzt. Wir waren im charmanten Hotel Pidder Lyng, das ich sehr empfehlen kann. Das Frühstücksbuffet bietet eine große Auswahl und der Blick aus dem verglasten Erker auf die umliegende Landschaft ist ein perfekter Start in den Urlaubstag. Die Zimmer sind sehr schön und großzügig und die Saunalandschaft mit drei Saunen und einem kleinen Ruheraum für so ein kleines Hotel sehr gut. 

Essen auf Amrum

Wenn es schon nur wenig Auswahl für Hotels gibt, ist die Auswahl an Restaurants und Cafés gefühlt noch kleiner. Vor allem in der Nebensaison ist vieles geschlossen. 

Gemütlich bei kleinem Mittagssnack oder leckerem Kuchen sitzt man im Café Schult in Norddorf.

Für ein typisch friesisches Abendessen kann ich das urige Restaurant Friedrichs empfehlen. 

Wer es doch mal schicker haben möchte, der wird wahrscheinlich im Hotelrestaurant Hüttmann landen, empfehlen kann ich es allerdings nicht. 

Praktisches und Nützliches

  • Anreise mit der Fähre

    Wyker Dampfschiff Reederei von Dagebüll nach Wittdün (2 Stunden)

    Kosten:

    pro Person (Hin- und Rückweg): ca. 20 Euro
    PKW  (Hin- und Rückweg): ca. 130 Euro
    Parkplatz Dagebüll: ca. 7 Euro pro Tag

    Mehr Infos und Ticket buchen

    Abfahrtszeiten

     

  • Restaurant-Tipp

    Restaurant „Friedrichs“ und Café „Schult“

  • Highlights Amrum

    Wenig Zeit? Das sind meine drei absoluten Highlights:

    Leuchtturm Norddorf

    Vogelkoje

    Sprechende Grabsteine in Nebel

Dieser Artikel ist Teil einer Blogparade des Blogs Gecko Footsteps
zum Thema “Die schönsten Kurztrips in Deutschland”.

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