Interview mit Andreas Brendt Teil 2

Autor der Buchreihe „Boarderlines“

Interview Andreas Brendt

Urheber Portraitfoto: Ballosh&wearecity 

Andreas Brendt ist Surfer, Reisender, Autor und Berufsschullehrer aus Köln. Im ersten Teil des Interviews beantwortete er Fragen rund ums Schreiben, seine Bücher und das Reisen. 

Im zweiten Teil dreht sich alles um seine große Leidenschaft und das, womit eigentlich alles begann:  Surfen. Auf einem spontanen Trip nach Bali und Australien Ende der Neunziger lernte Andi surfen von einem Kumpel: „Du musst einfach da raus schwimmen und surfen“. Gesagt, getan.

Die folgenden Jahre reiste und surfte er die Wellen der Welt ab und arbeitete zwischendurch als Surflehrer. Neben dieser Leidenschaft für den Tanz auf den Wellen tauchte er in die spirituelle Welt ein, in der er faszinierende und verrückte Kurse von stiller Meditation bis hin zu Tantra-Festivals erlebte. Aber davon muss er euch selbst erzählen… 

Andreas Brendt Interview

Interview Teil 1

Andreas Brendt über seine Bücher und das Reisen

Über das Surfen

Was fasziniert dich am Surfen?

Es ist irgendwie das Gesamtpaket. Man wartet, hat Sehnsucht nach der Welle, und irgendwann, wenn die Welle kommt, wird die Sehnsucht befriedigt. Nicht genau zu wissen was passiert, schnell reagieren zu müssen, sich in Position zu bringen. Ich liebe den Start in der Welle, wenn die auf einmal anfängt einen mitzunehmen und so eine Energie durch einen durchgeht. Ich liebe es durch die Tube zu fahren – ich bin dabei so konzentriert, dass ich nicht so viel herumdenke wie sonst. Das schöne am Surfen ist, dass man den ganzen Ärger, diese Konzepte und Pläne, die man so an Land hat, nicht mit sich herum trägt. Das ist so eine Reduktion: im Wasser gibt es eigentlich nur diese eine Sache. Man wartet auf die Welle, versucht sie zu kriegen und dann reitet man sie.

Es ist aber auch das ganze Drumrum. Ich genieße das total, so wenig am Tag zu tun. Wenn man zu Hause ist, geht man ständig ans Handy, guckt nochmal schnell was am Computer, telefoniert, trifft hier nochmal den und macht da noch noch was. Beim Surfen ist alles ein bisschen runtergefahren, verlangsamt. Ich glaube bald ist das Meer die letzte Bastion, wo man ohne Handy hingeht. Mich kriegt es ja auch immer mehr. Ich habe seit ein paar Monaten tatsächlich Internet auf dem Handy – nervt mich total. Ich guck nur noch auf dieses scheiß Gerät. Das ist wie so eine Sucht! Und das ist beim Surfen einfach total schön, dass man das ein bisschen abstellen kann. 

Surfen ist mit die schwerste Sportart, aber für mich ist es die einfachste Möglichkeit, nur im Moment zu sein. Am Anfang ist es so ein verzweifeltes Raufen mit den Wellen. Man ist irgendwie überfordert mit allem. Aber umso mehr man es macht, desto mehr baut man eine Beziehung mit dem Meer auf. Umso mehr man das Meer versteht, desto mehr hat man auch eine gewisse Ruhe dabei. Wenn man ungefähr weiß was passiert und wo man sich positionieren muss. Aber letztendlich wird man immer nochmal von einem Set überrascht und muss panisch irgendwohin paddeln oder auch zu einer besonders guten Welle, die man nicht verpassen will.

Was war dein grandiosester, was dein furchtbarster Moment beim Surfen?

Grandiose gibt es vier oder fünf, das waren eigentlich immer Tube-Rides. Der Drop in die große Welle ist für mich eine super krasse Herausforderung, wo es auch um Angst und Überwindung geht. Wenn das dann funktioniert, ist das super befreiend. Aber die Tube zu surfen ist für mich irgendwie immer noch faszinierender.

Die schlimmsten Momente, da gibt es so drei, vier Situationen, wo ich mir sicher war, dass ich ertrinke. Das ist natürlich nur mein subjektives Empfinden – dass es wirklich so nah dran war, bezweifle ich eigentlich, weil Leute super selten ertrinken beim Surfen. Aber subjektiv das Gefühl zu haben „okay, du wirst jetzt ertrinken“, das hat mich auch nachhaltig beeinflusst und teilweise wochenlang traumatisiert.

Wie gehst du mit solchen schlimmen Wipe-Outs um?

Nach so einem Ausnahme-Moment, der auch nur alle paar Jahre vorkommt, kann ich nur noch an Land gehen. Da bin ich körperlich und mental total gebrochen und will mich einfach nur noch ins Bett legen und mit keinem reden. Ich kann dann auch ein paar Tage nicht surfen. Körperlich ist das eigentlich nach einer halben Stunde wieder gegessen – aber nicht mental. So eine Todesangst, die bleibt ein bisschen hängen.

Normalerweise, wenn man einen unangenehmen Wipe-Out hat, sollte man eigentlich immer weiter surfen. Es gibt sogar Big-Wave-Surfer, die sagen, man sollte am Anfang sogar mal einen Wipe-Out provozieren, damit man merkt, dass es nicht so schlimm ist. Ich glaube, oft ist die Angst vor dem, was passieren könnte, viel schlimmer, als der Wipe-Out selbst.

Wie gehst du mit Angst beim Surfen um?

Dazu fällt mir eine Situation ein, als ich in „Desert Point“ surfen war. Das ist wahrscheinlich die beste Welle der Welt und ist deshalb eigentlich immer total überfüllt. Als ich dort war, waren die Wellen riesig und es war relativ wenig los – aber immer noch so dreißig Leute. Alles nur so Pro-Surfer und man musste echt gucken, wie man da überhaupt eine Welle bekommt.

Plötzlich kam aber ein Set mit total vielen Wellen, riesengroß und auf einmal waren alle schon weg, als das perfekte Set auf mich zukam. Allerdings waren das über vier Meter hohe Wellen, die in relativ flachem Wasser brechen. Der Take-off ist eigentlich nicht schwierig und ich saß völlig alleine da. Ich bin die Welle angestartet, habe dann aber zurück gezogen – ich konnte das einfach nicht machen! Ich hab mich total über mich selbst aufgeregt, so einen Lottogewinn vorbeiziehen zu lassen. Und dann kam noch eine Welle. Ich bin wieder angepaddelt und habe insgesamt glaube ich viermal zurückgezogen. Ich konnte die Welle einfach nicht nehmen.

Immer wenn ich gefragt werde, was man bereut im Leben, fällt mir diese Situation ein. Ich habe natürlich auch viele andere Fehler gemacht, aber meistens sind Fehler ja auch für etwas gut. Vielleicht war es auch gut, dass ich die Welle damals nicht genommen habe. Aber trotzdem, wenn ich etwas in meinem Leben hätte anders machen sollen: eine dieser vier Wellen verdammt nochmal zu nehmen. Wie ein Geschenk des Himmels und ich konnte es irgendwie nicht annehmen.

Früher habe ich immer gesagt, es ist eine tolle Sache über seine Angst hinaus zu gehen. Mittlerweile würde ich sagen, man kann mit seiner Angst auch anders umgehen und darf die Angst auch mal als Hinweis benutzen. Angst ist wie eine Spielwiese: man kann die Entscheidung treffen „ich tue es trotzdem“ oder „ich lass es bleiben“. Das ist irgendwie das Undeutliche auf der einen Seite, aber auch das Faszinierende an Angst und wie man damit umgeht.

Seit ein paar Jahren ist es für mich eine interessante Herausforderung mir zu erlauben, nicht surfen zu gehen, wenn mir die Wellen zu groß sind. Früher war das völlig undenkbar. Wenn es große Wellen gab, hat immer irgendwas in mir gesagt „du musst das machen – sonst bist du ein Schwächling“. Wenn die Wellen riesig waren bin ich manchmal alleine, aber mit super viel Angst rein. Manchmal hatte ich sogar schon für mich entschieden, dass ich auf gar keinen Fall reingehen will, aber dann ist irgendjemand anders reingegangen und dann musste ich einfach auch.

Jetzt kämpfe ich damit, es mir zu erlauben nicht reinzugehen. Vielleicht ist das Altersweisheit. Aber es fällt mir immer noch total schwer. Mir einzugestehen, dass ich zuviel Angst habe und das kein Spaß ist. Und wenn dann auch noch irgendjemand anders surfen geht, macht es das nicht leichter.

Wie stellt man sich beim Surfen am besten seiner Angst?

Ich denke, dass die Menschen da sehr unterschiedlich sind. Aus den Surfkursen weiß ich, dass der ein oder andere ruhig mal einen kleinen Tritt in den Hintern gebrauchen kann. Ansonsten würde ich sagen, ist es eher sinnvoll, sich langsam heranzutasten. Immer ein bisschen größer, bewusst zu merken, was die Komfortzone ist und wo die Angst beginnt. Das vielleicht auch mal auszusprechen und mit den anderen zu teilen, die so im Wasser sind. Das ist überhaupt das schöne beim Surfen, wenn man mal über diese ganzen Sachen spricht. Am besten auch einfach mal mit erfahrenen Surfern und die fragen, wie krass es wirklich ist.

Surfen ist eine super Sportart um sich mit seiner Angst zu konfrontieren und auseinanderzusetzen. Und das kann man dann auch in andere Lebensbereiche übertragen. Wenn man Angst schon kennt, ist das auch gut. Wenn man das Gefühl öfter schonmal erlebt hat, wird man nicht so übermannt davon und erstarrt nicht. Für mich hat dieses Spiel mit der Angst eine Faszination und ich würde jedem raten, da mal reinzuschnuppern. Wenn man dann merkt – ne ist nicht meins – dann ist das auch okay, muss ja auch nicht.

Ob einen der Spaß am Surfen packt, hängt auch einfach so viel von den Wellen ab. Ich habe viele getroffen, die waren total frustriert und haben gesagt, dass sie das nie wieder machen wollen. Und dann waren die Wellen plötzlich so einfach, dass alles geklappt hat und sie waren irgendwie infiziert. Das ist auch gerade am Anfang so ein großes Problem. Die Leute verstehen nicht, dass es manchmal die Wellen sind, weshalb sie keinen Erfolg haben. Erst wenn man es eine Weile macht, weiß man, wenn mit manchen Wellen einfach nicht viel zu machen ist und ist dann auch mit wenig zufrieden. Wenn man das nicht versteht, denkt man schnell: „Gestern konnte ich es doch noch – warum klappt es denn jetzt nicht mehr?!“ Das ist ein großes Frustpotential.

Das macht es aber auch einfach so speziell. Surfen hat mit Angst und Frust zu tun – das ist wie eine Schule fürs Leben. Das man das auch irgendwann akzeptiert. Wenn man da durchgeht, kann man auch zurecht stolz sein, weil man seine Komfortzone verlassen hat und die Sache weiter durchgezogen hat.

Du warst ja selber Surflehrer, was würdest du einem Surfanfänger als Tipp für seine ersten Versuche geben?

Geht alles – egal ob mit oder ohne Surfschule. Ich habe es ohne Anleitung gemacht – dann braucht man vielleicht ein bisschen länger, weil man die guten Tipps nicht kriegt. Kann man auf jeden Fall machen,muss aber ein bisschen aufpassen, dass man die anderen nicht stört und sich selber nicht verletzt. Ansonsten würde ich jedem empfehlen, erstmal so eine Woche Surfkurs zu machen – einfach für ein paar Basics. Danach kann man es eigentlich alleine weiter probieren. 

Wie hältst du dich fürs Surfen fit?

Ich gehe 1-2 Mal pro Woche Joggen und mache einmal die Woche Yoga. Mittwochs Abends ist immer Fitness-Training vom Surf-Verein. Dort machen wir eine Art Zirkel-Training. Am Wochenende spiele ich manchmal mit ein paar Leuten Basketball oder Fußball. Das ist allerdings ein bisschen weniger geworden und wird für mich auch immer gefährlicher. Vor 2-3 Monaten habe ich mir beim Basketball das Knie zerschossen und das schleppe ich immer noch ein bisschen mit mir herum. Deswegen muss ich mal schauen, ob ich diese Sportarten ein bisschen reduziere. Ich kann auch total schlecht nur mit 50 % spielen. Wenn, dann hab ich auch einfach total Bock alles zu geben beim Sport.

Gehst du auch manchmal in der Umgebung, zum Beispiel in Dänemark surfen?

Ne, dann lieber gar nicht. Ich habe viele Freunde, die davon total begeistert sind und ich glaube mir würde es super viel Spaß machen, ans Meer zu fahren und aus Köln rauszukommen. Aber ziemlich mittelmäßige Wellen surfen und ohne eingesurft zu sein – dann mache ich lieber einen richtigen Surftrip, wo ich mindestens zwei Wochen unterwegs bin und wo die Wellen besser sind. 

Über das Spirituelle

Versuchst du dir Dinge wie Meditation auch bewusst in deinen Alltag zu legen?

Ich versuche das schon, bin aber unterschiedlich diszipliniert. Die letzten Jahre, in denen ich gearbeitet habe, habe ich mich nach dem Aufstehen tatsächlich zehn Minuten auf die Couch gesetzt für eine stille Meditation. Ich versuche auch immer ein bisschen Yoga zu machen, das tut meinem Körper schon gut. Aber ich mache lieber andere Sportarten. Ein bisschen mehr von dieser spirituellen Arbeit würde mir gut tun aber ich mach das relativ wenig, außer ich brauche es. Wenn ich merke, da kommt irgendwie Kummer, dann weiß ich, jetzt muss ich ein bisschen mehr machen und dann geht es mir auch wieder gut.

Das war jetzt im Herbst auch so. Ich hatte mich von meiner Freundin im Frühjahr getrennt und mir ging es schlecht. Das gärte in mir und ich habe gemerkt, dass irgendwas überhaupt nicht stimmt. Mittlerweile weiß ich, dass mir in solchen Situationen Kurse und Seminare machen kann und da passiert dann total viel. Da heult man auf einmal und nach einer Woche ist man so befreit. Das hat im letzten Herbst mal wieder sehr intensiv funktioniert. Und nach zwei sehr intensiven Wochen ging es mir extrem gut.

Das ist faszinierend und ich möchte, dass die Leute wissen, dass es sowas gibt. Denn viele haben Kummer und struggeln viel und lange damit und ich will in den Büchern auch einfach zeigen, „Probier das mal aus, vielleicht ist das was für dich.“ Manchmal kann man in einer Woche Verrücktheit viel reinigen, was man so an Kummer und Schmerz mit sich herum trägt. 

Im zweiten Buch erzählst du auch von einem sehr intensiven Vipassana-Kurs*. Hast du das noch ein zweites Mal gemacht?

Ne, ich habe es zwar ständig vor, aber ich habe ein bisschen Schiss, weil das auch so hart ist. Im Moment würde es mir wahrscheinlich wieder gut tun, weil mein Kopf mal wieder viel unterwegs ist und ich viel Gedankenkino habe. Aber irgendwie geht es mir auch nicht  wirklich schlecht im Moment – soll ich mir das dann wirklich antun?

Am Anfang war diese stille Meditation eine große spannende neue Erfahrung, aber mittlerweile habe ich noch diese eher wilden Meditationen dazu gelernt und jetzt gibt es ein breiteres Spektrum aus dem ich auswählen kann. Im Moment zieht es mich mehr zu diesen wilden Sachen, die auch wie ein Ventil wirken. Danach bin ich schon von alleine ruhiger und kann auch besser meditieren.

*) Vipassana ist eine der ältesten Meditationstechniken. Die Kurse gehen meistens 10 Tage und die Regeln sind dabei sehr streng. Es wird die gesamte Zeit nicht miteinander gesprochen – auch Handzeichen sind nicht erlaubt. Man ist quasi komplett mit sich und seinen Gedanken allein…

Was war der krasseste Workshop, den du bisher gemacht hast?

Nach Hawai habe ich „Body, Heart and Soul“ gemacht, das war definitiv super heftig. Zum Teil aber auch, weil es für mich der erste Workshop in diese Richtung war. Vor ein paar Monaten habe ich „Path of Love“ mitgemacht – auch völlig unfassbar, was die Intensität angeht. Ein Wunder, dass man da nicht einfach irgendwann stirbt. Man dreht da fünf Stunden lang einfach durch. Vipassana ist da anders, aber auch intensiv.

Die stärkste Trance hatte ich bei einer Session, die „Rebirthing“ hieß. Das ist eigentlich nur eine Art Atemtechnik. Die Gruppenleiterin erzählte uns vorher, was passieren würde: „Ihr müsst einfach immer weitermachen und entspannen – das ist ungefähr so, wie wenn man sich Heroin spritzt.“ Und ich dachte nur so „Hä, wir liegen jetzt auf dem Rücken und atmen. Wie soll das wie Heroin sein? Was ist denn das für ein Quatsch?“ Und was dann passiert ist, ist einfach nicht zu glauben. Das kommt auch im neuen Buch vor. Mit Atem kann man man Sachen machen, das ist einfach unvorstellbar.

Wir lagen still auf dem Rücken und haben eigentlich nur kontinuierlich geatmet – keine wilden Atemstöße, vielleicht einfach ein bisschen mehr geatmet als normal.  Bei mir ist am Anfang auch nicht viel passiert. Irgendwann kam eine Gruppenleiterin und hat mir eine kleine Justierung ins Ohr geflüstert „Bisschen mehr loslassen beim Ausatmen“. Eine Minute später explodiert eine Bombe in meinem Körper – der totale Rausch, unfassbar schön. Rebirthing will ich unbedingt nochmal machen. Leider Gottes habe ich jetzt aber so große Erwartungen. Aber meistens, wenn man in so etwas reingeht und sich davon den größten Rausch verspricht, passiert am Ende meistens nix.

In Indien habe ich außerdem wieder ein Tantra-Festival gemacht. Da sind auch Sachen passiert, da stehst du nur davor und denkst, das gibt’s nicht. Ich habe vorher Youtube-Videos gesehen und war mir sicher, dass ist fake. Und dann habe ich es in Indien selber erlebt. Und es ist einfach unglaublich was da passiert.

Klingt, als seist du nach all deinen Reisen und Erfahrungen immer noch ein Suchender – oder hast du „ES“ mittlerweile für dich gefunden?

Also, dass ich ES gefunden habe, kann ich auf jeden Fall verneinen. Ich finde es einfach schön, bewusst zu sein. Ich kann total klar sehen, dass ich manchmal total glücklich bin, manchmal habe ich Phasen wo ich nicht so glücklich bin. Mir geht’s mehr darum, einverstanden zu sein damit. Mittlerweile kann ich ganz schnell feststellen, warum ich nicht glücklich bin und das ist für mich schon eine totale Erleichterung. Dadurch bin ich dann zwar nicht auf einmal nicht mehr schlecht gelaunt, aber es nimmt dem ein bisschen die Dramatik. Man weiß ja meistens auch, dass es wieder besser wird.

Was ist dir für dein Leben wichtig?

Eine Zeit lang war es definitiv das Surfen – dort ist all meine Energie rein geflossen. Dann war es mal Meditation und die spirituelle Suche.

Begegnungen sind für mich sehr wichtig. Menschen begegnen, mit Menschen extrem ehrlich sein, versucht, mit offenem Herzen miteinander umzugehen. Es ist so schön, wenn man sich gegenseitig Vertrauen entgegenbringt, dadurch merkt man, dass wir alle doch so ähnlich sind. Das fasziniert mich sehr.

Und dann gibt es noch Arbeit. Arbeit nervt mich meistens, aber manchmal gibt es Momente, wo man voll im Flow ist. Man macht was richtig, ohne es richtig machen zu wollen. Also nicht ein Buch zu schreiben und dabei zu denken „oh bitte, bitte, bitte, lass es richtig gut werden“, sondern dass man weniger zielorientiert an die Sache geht und sie mehr aus dem Bauch oder dem Herzen kommt. Das ist nur leider nicht so abrufbar.

Mein Ziel fürs Leben ist es einfach nur glücklich zu sein. Ich habe nicht dieses Bedürfnis, etwas zu hinterlassen und „unsterblich“ zu sein. Das hat keinen Reiz für mich.

Gerade habe ich allerdings so eine Phase der Orientierungslosigkeit. Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade das Buch fertig geschrieben habe. Ich sehe gerade einfach nicht so richtig einen Sinn – und das ist unangenehm. Aber ich muss das aushalten, denn das kommt wieder. Ich habe da Vertrauen in das Leben, dass sich das irgendwann wieder entwickeln wird. Und dann gibt es den nächsten Zug auf den ich aufspringe, das nächste Projekt. Es ist natürlich schöner, wenn man für etwas brennt. Aber ich weiß, dass das wieder kommt.

Klingt, als hättest du dein Rezept zum Glücklichsein gefunden.

Das klingt natürlich total einfach, als hätte ich das alles total im Griff. Aber wenn es mir scheiße geht, dann geht’s mir auch scheiße. Ich hock dann auch mal zu Hause und denk mir „was soll der Scheiß – was mach ich denn jetzt?“. Im Idealfall stehe ich dann auf und merke: „Da ist es wieder!“ Manchmal muss ich in meinen eigenen Büchern nachlesen – was macht man jetzt nochmal? Wie kann ich jetzt wieder ein bisschen glücklicher werden?

Oft hilft es ja auch einfach, seine Probleme anderen Menschen zu erzählen und nicht nur mit sich selber auszutragen. Wenn man in so einem Loch ist, hat man ja auch ständig diese kontraproduktiven Gedanken. Dieses Gedankengeplapper, das einem die ganze Zeit bestätigt, dass es total logisch ist, dass es einem gerade schlecht geht. Und das macht dann ja alles auch total viel Sinn! Ich bin so ein Logiker, ich finde immer so viele gute Argumente dafür, warum irgendwas kacke ist.

Und dann merke ich wieder, dass das total albern ist: Dieser ganze Stress, ist doch irgendwie nur so eine Illusion. Und dann geht es vielleicht ein bisschen schneller vorbei. 

Vielen Dank für das schöne Interview! Ich wünsch dir viel Erfolg für das dritte Buch und freu mich schon aufs Schmökern! 

Mehr zu Andis Geschichte gibt’s in seiner Buchreihe „Boarderlines“

Mit Witz und köllner Herz geschrieben, macht Fernweh und Meerweh! 

 

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