La Paz

Seilbahn, Hexenmarkt und Cholitas

La Paz Seilbahn

La Paz ist zwar nicht die offizielle Hauptstadt von Bolivien (das ist Sucre), allerdings sitzt die Regierung in der auf etwa 3.500 Metern gelegenen Stadt in den Anden. Damit ist La Paz der weltweit höchste Regierungssitz. Warum sage ich nur „etwa 3.500“? Weil La Paz sich von 3.200 Höhenmetern bis hinauf ins eigenständige El Alto auf 4.100 Metern erstreckt. Ein Glück, dass diese Höhenmeter seit einigen Jahren mit einer Seilbahn verbunden sind. Bereits auf unserem Flug von Santa Cruz de la Sierra nach Rurrenabaque mit Zwischenstopp in La Paz konnten wir den Blick von oben auf die Stadt bestaunen: wie ein Hexenkessel. 

Und damit wären wir dann auch schon bei dem Stichwort (oder sagt man heutzutage nur noch Hashtag?) angekommen, weshalb ich mich so wahnsinnig auf den Aufenthalt in La Paz gefreut hatte: der sagenumwogene Hexenmarkt! Frauen, die die Zukunft vorhersagen, Zutaten für Zaubertränke und diverse Skurrilitäten sollten darauf warten, entdeckt zu werden. 

2 Tage La Paz - Seilbahn, Hexenmarkt und Cholitas Uyuni

Ankunft aus Uyuni

Nach einer anstrengenden Nachtbusfahrt von Uyuni, kommen wir noch vor der planmäßigen Ankunft im verschlafenen, dunklen La Paz an. Anstrengend vor allem deshalb, weil ich am Abend vor der Abfahrt umgeknickt war und der Fuß während der Fahrt hübsch anschwoll.

Per Taxi fahren wir die restlichen Kilometer ins Zentrum von La Paz zu unserem Hostel. Hier herrscht schon reges Treiben, denn die Marktfrauen bauen gerade ihre Stände und Lager auf und drapieren Blumen und Gemüse auf ihren bunten Decken. Wir sind zu geschafft von der Fahrt und lassen uns mit viel Glück nach einem frühen Check-In noch für ein paar Stündchen in die Betten plumpsen. 

Der Hexenmarkt von La Paz

Nach einem leckeren Frühstück geht es endlich los: auf Richtung Hexenmarkt. Der „Mercado de las Brujas“ soll es sein und liegt nur wenige Gehminuten entfernt. Auf dem Weg reiht sich bereits ein Souvenirshop an den nächsten. Die Auswahl  der einzelnen Läden unterscheidet sich – wie so oft – nur geringfügig.

Wir sind auf der Suche nach echten Alpaka-Pullis, doch die Farben, Schnitte und Muster der ca. 50 Euro teuren Pullis sagt uns irgendwie nicht zu. Absurderweise empfinde ich die Wolle auch eher als kratzig und unangenehm. Am Ende entscheiden wir uns doch für die günstigen „Touri-Lama-Pullis“ (natürlich auch hundertpro aus feinster Babylamawolle…), die aber tatsächlich super kuschelig und perfekt für die bevorstehenden Wochen in den Anden und langen Busfahrten sind. 

Nachdem wir zahlreiche Lädchen mit bunten Stoffen passiert haben, erreichen wir irgendwann schon wieder eine Hauptstraße und damit das Ende des Marktes. Ein Blick auf Google Maps bestätigt die Befürchtung: das war er dann auch schon. Der sagenumwobene Hexenmarkt. Ernsthaft? Wir laufen nochmal die zwei kleinen Straßen ab. Bei genauem Hinsehen entdecken wir ein paar wenige Läden, die „immerhin“ Lamaföten am Eingang hängen haben. Traditionell werden diese beim Bau eines Hauses mit ins Fundament gelegt. Das gibt Glück.

Allerdings bezweifel ich, dass irgendein Bolivianer hier in dieser Ecke einkauft. Die Läden sind doch ganz klar touristisch und künstlich. Geheimnisvoll und skurril? Fehlanzeige. Eine ausgedehnte Google-Suche später, sind wir nur ein bisschen schlauer. Der untouristische Hexenmarkt ist offenbar im hochgelegenen El Alto. Wo genau, lässt sich nicht so recht herausfinden – aber wir werden einfach mal hinfahren, dann wird sich das schon finden. 

Seilbahn von La Paz Mi Teleférico

Nach El Alto gelangt man am einfachsten, schnellsten und vor allem spektakulärsten mit der Seilbahn. Wie in einem österreichischen Skiort fahren Gondeln durch und um La Paz herum (kein Wunder, war es doch ein Unternehmen aus Österreich, das die Seilbahn 2014 in La Paz errichtet hat). Bei den fast 1000 Metern Höhenunterschied innerhalb der Stadt ist das ziemlich praktisch. Eine Fahrt – egal wieviele Stationen, solange es die selbe Linie ist – kostet auch nur 3 Bolivianos (also etwa 40 Cents). Und dafür bekommt man richtig was geboten! Derzeit (Stand 2019) gibt es zehn verschiedene Linien, die insgesamt etwa 30 Kilometer Strecke ergeben. Damit ist es das größte städtische Seilbahnnetz der Welt. 

Der Blick aus den Gondeln hinab auf die Stadt und die umliegenden schneebedeckten Gipfel der Anden ist schlichtweg atemberaubend. Da wird das Fortbewegungsmittel schnell zur eigentlichen Attraktion und ehrlicherweise auch zu unserem Highlight von La Paz. Einen halben Tag einfach die verschiedenen Linien abfahren und die Aussicht genießen. 

Mit der Seilbahn nach El Alto

Zurück zu unserem Vorhaben: den echten Hexenmarkt von El Alto finden. Wir nehmen die rote Linie, die uns steil nach oben auf 4100 Meter bringt. Es ist Sonntag und gerade findet ein großer Markt statt. In einem schier endlosen Umkreis um die Seilbahnstation herum, stehen Stände mit allem was man sich vorstellen kann. Ganze Straßenzüge sind für spezielle Warengruppen vorgesehen – sogar Gebrauchtwagen gibt es zu erstehen. Der wohl ulkigste Fund: ein IKEA-Katalog, natürlich käuflich zu erwerben. 

Von Kräuterhexen und Wahrsagern jedoch keine Spur. Wir erreichen irgendwann das Ende des Marktes. Hier entdecken wir geschlossene Wellblech-Container und ich erinnere mich, diese während meiner Internetsuche auf einem Foto vom Hexenmarkt in El Alto gesehen zu haben. Doch hier sieht alles verlassen aus. Wir geben auf – zumindest vorerst – und machen uns auf den Rückweg mit der Seilbahn nach La Paz. 

So ganz lässt uns die Frage nach dem Hexenmarkt jedoch nicht los und so fragen wir in unserem Hostel nach. Als wir dem jungen Mitarbeiter an der Rezeption davon berichten, dass wir auf der Suche nach dem Hexenmarkt durch El Alto geirrt sind, fällt dieser fast rückwärts vom Stuhl. „Wie – ganz alleine?! Das ist viel zu gefährlich!“ Er erklärt uns letztendlich, dass es Sonntags auf dem Markt noch halbwegs sicher für Touristen ist. Außerhalb des Marktes und an anderen Tagen solle man aber immer im Rahmen einer Führung nach El Alto und insbesondere nicht alleine zum Hexenmarkt. 

Das Ende von der Geschichte? Wir waren gar nicht dort – auf eine geführte Tour hatten wir einfach keine Lust. Für uns jedenfalls bleibt er so ein geheimnisvoller Mythos, der Hexenmarkt von La Paz. 

Friedhof von La Paz

Auf dem Weg von El Alto hinab nach La Paz mit der Seilbahn entdecken wir den Friedhof von La Paz. Klingt erstmal nicht besonders – ist er aber. Er ist nämlich nicht nur riesig groß, sondern auch sehr ungewöhnlich: Anders als in Deutschland gibt es hier keine Gräber in der Erde sondern lange, schlauchförmige Bauten, in denen die Särge über- und nebeneinander gestapelt sind. Das „Aufbewahrungssystem“ ist nicht nur zweckmäßig und platzsparend – die Bolivianer gestalten die kleinen Fronten der Sargkammern auch ganz individuell und liebevoll. 

Das lässt sich aus der Höhe zwar nicht erkennen, doch der Friedhof kann auch besucht werden und bei einem Spaziergang durch die langen Gänge, die kleinen „Schaufenster“ an der Front begutachten, in denen die Angehörigen Kleinigkeiten legen, die mit dem Verstorbenen in Verbindung stehen. 

Wir hatten leider Pech mit den Öffnungszeiten und schafften es gleich zweimal vor verschlossenen Türen zu stehen. Deshalb gibt’s von mir nur Bilder von oben und durch das Tor auf den bunten Friedhof. Meine lieben Blogger-Kollgen „Weltreize“ haben hierzu aber einen schönen Artikel, wenn du mehr sehen möchtest (Weltreize: Friedhof La Paz)

Kirchen in La Paz

Viel ähnlicher zu dem uns Bekannten sind die Kirchen in La Paz.  Besonders pompös ist die Basilica de San Francisco am gleichnamigen großen Platz. Ein Besuch der Kathedrale von La Paz lohnt sich in jedem Fall. Hier wird man sogar bunte LEDs entdecken. Danach lässt sich auf einer Bank auf dem zugehörigen Plaza Murillo herrlich das Treiben beobachten. 

Vor der Kirche Santo Domingo fand gerade eine Kommunion statt. Weiße Blütenblätter fliegen noch durch die Luft oder haben sich bereits zu einer Decke auf dem Boden versammelt. Bolivianische Familien, teilweise in der traditionellen Kleidung der Quechua, stehen beisammen und Kinder in weißen Kleidern hüpfen umher. 

Stadtbild La Paz

Nach zwei Tagen Erkundungstour durch La Paz lässt sich die Stadt nur schwer mit einem Wort beschreiben. Einerseits findet man noch viele wunderschöne Gebäude aus der Kolonialzeit. Bunte Fassaden mit Säulen und aufwendigen Verzierungen. Einige sind saniert und in fabelhaftem Zustand. Meistens stehen sie – wie schon oft in Bolivien gesehen – an den zentralen Plätzen. Aber auch zwischendurch kann man immer mal wieder ein Prachtexemplar entdecken. 

Viele der alten Gebäude sind dagegen in einem sehr schlechten Zustand und es stellt sich oft die Frage, ob das nun pittoresk oder heruntergekommen ist. Dazwischen fügen sich einfache Häuser, die von oben wie eine braune Wüstenlandschaft aussehen und zweckmäßige Plattenbauten. Hier und da findet man auch einige schicke Bürogebäude oder kleine Gassen mit Postkartenmotiven

La Paz ist mit Sicherheit nicht so jung und modern wie die Hauptstadt Sucre, aber auch zwischen den alten Gebäuden findet man Fußabdrücke der jungen Generation. Bunte Streetart, Dodge-Busse in schrillen Farben und die Zebras, die wir bereits aus Sucre kennen und die auch hier den Verkehr (mit)regeln. Dazwischen die geliebten alten Käfer und andere skurrile Fahrzeuge. 

In La Paz wird es aber auch zwangsläufig politisch. Der Präsident Evo Morales begegnet einem egal wo man hinschaut. An den Türen der Seilbahngondeln, auf Plakaten über die Eröffnung einer weiteren Seilbahnstrecke und in Grafiti-Lettern an Hauswänden. „Evo Si“ (Ja zu Evo) – in und um La Paz sitzen wohl die meisten Wähler des amtierenden Präsident. Als erstes indigenes Staatsoberhaupt Boliviens findet er in der Andenregion die meisten Fürsprecher.

Doch unabhängig davon (oder gerade deshalb?) hat er in dieser Gegend auch besonders für eine Verbesserung des Lebensstandards gesorgt. Die Seilbahn ist hier nur ein Beispiel – auch die Straßen sind in dieser Region wesentlich besser ausgebaut als in der Tiefebene Boliviens. Ein Teil der Bolivianer ist über die wahrgenommene Bevorzugung nicht gerade erfreut und vor allem im Bereich um Santa Cruz de la Sierra (die größte Stadt Boliviens) vernimmt man so einige kritische Stimmen über Morales. Ich bin gespannt auf das Ergebnis der bevorstehenden Wahl im Oktober, bei der „Evo“ zum vierten Mal antritt. 

Cholitas in La Paz

In La Paz sieht man sie häufiger, als in jeder anderen Stadt Boliviens: die „Cholitas“. Frauen indigener Herkunft mit der traditionellen Kleidung, die Reiseführer-Cover, Postkarten und Instagram-Posts zu Bolivien und der Andenregion zieren. Die Kleidung besteht aus einem weiten Rock und zahlreichen (!) Unterröcken, einem Schultertuch und einem Hut. Nicht irgendein Hut: Melonen aus Filz, die meistens viel zu klein aussehen. Schuld an diesem etwas skurrilen Accessoire ist angeblich ein italienischer Huthersteller. Versehentlich exportierte er im Jahr 1920 eine große Lieferung dieser Hüte nach Bolivien, fand unter der Herren jedoch keine Käufer.

Zum Glück für ihn lassen sich Frauen schon immer und überall auf der Welt von der Modebranche den neusten Trend unterjubeln. Indem er seine Hüte als den letzten Schrei in Italien anpries, verkaufte er sie nicht nur alle – er schuf auch eine neue Tradition. Da drängt sich doch die Frage auf, wie oft uns die Modeindustrie schon „Unfälle“ verkauft hat. (Bauchfrei, Schlaghosen und Plateauschuhe sind vielleicht einfach Produktionsfehler gewesen. Und wer kam eigentlich auf die Idee Latzhosen unabhängig vom praktischen Blaumann zu verkaufen?) 

Essen in La Paz

Die Auswahl an Restaurants und Cafés in La Paz ist ziemlich gut. Gerade im touristischen Zentrum rund um den Hexenmarkt (oder auch Souvenirmarkt…) findet man gute und abwechslungsreiche Gastronomie. Hier ein paar Tipps: 

Café Misk’y
In dem kleinen Café in einem hübschen Innenhof gibt es guten Latte Macchiato (nach vier Tagen Uyuni-Tour mit Instand-Kaffee eine echte Wohltat)

Café Vida La Paz
In dem hippen „instagrammy“ Café gibt es vegane Sandwiches und Kaffee-Spezialitäten mit Mandelmilch. Sehr zu empfehlen ist das Sandwich mit Avocado, Hummus und Feige für ca. 2 Euro.

Snack und Kaffee unterwegs
Immer lecker sind die Salteñas (eine Art Empanada, gefüllt mit Hühnchen, Gemüse oder Rindfleisch), die an beinahe jeder Ecke an kleinen Ständen verkauft werden.Dazu einen Kaffee und ab auf die nächste Parkbank. Zum Beispiel auf der Plaza Riosinho

El Patio
In einem weiteren Innenhof befinden sich gleich mehrere Restaurants. Sehr gut sind die Burger im „El Patio“ für ca. 5 Euro

Angelo Colonial
Das Restaurant ist besonders schön am Abend. Vollgepackt mit Antiquitäten und altem Schnickschnack ist es bei Kerzenschein super urig. Sehr lecker sind die Crêpes mit viel Käse und Hühnchen. Hauptgerichte zwischen 5 und 8 Euro. 

La Cueva
Gutes mexikanisches Essen für ca. 5 bis 7 Euro pro Portion. 

Pizzas Martini
Einfacher Laden mit guter Pizza für ca. 5 Euro. 

Weiterreise nach Copacabana (Titicacasee) und Peru

Von La Paz führt der klassische „Gringo Trail“ zum nahe gelegenen Titicacasee, der auf der Grenze zu Peru liegt. Er ist nicht nur einer der größten Seen Südamerikas, er ist vor allem mit seiner Lage auf 3.812 Metern über dem Meeresspiegel das höchstgelegene schiffbare Gewässer der Welt. Die kleine Stadt Copacabana liegt schön gelegen am Ufer auf der bolivianischen Seite und ist ein schöner Zwischenstopp auf der Weiterreise nach Peru.

Von La Paz gelangt man nach Copacabana am einfachsten mit einem Sammeltaxi (ein größerer Van) für 20 Bolivianos pro Person. Die Vans fahren mehrfach täglich und brauchen ca. 3 Stunden. Genaue Abfahrtszeiten gibt es nicht, sie fahren los, wenn sie halbwegs voll sind. Highlight der Fahrt ist übrigens die Fähre über einen Teil des Titicacasees. Aber das ist eine andere Geschichte.

Film aus La Paz

Wie immer habe ich euch auch aus La Paz einen kleinen Film mitgebracht. Kommt mit auf eine Seilbahn-Rundfahrt durch die Stadt in den Anden.

Praktisches und Nützliches

  • Taxi

    vom Busbahnhof ins Zentrum: 20 Bolivianos (ca. 2,50 Euro)

  • Unterkunft

    Hostel „Iskanwaya“

    Leckeres Frühstück mit Avocado, Käse und Tomaten; gute Lage, Blick auf die „Lichterwand“ von La Paz – also die Häuser „am Hang“

  • Seilbahn La Paz

    3 Euro pro Fahrt (innerhalb einer Linie)

  • Weiterreise nach Copacabana

    mit dem Sammeltaxi, 3 Std., 20 Bolivianos (ca. 2,50 Euro) pro Person

Alle Reiseberichte zu Bolivien

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2 Kommentare
  1. Hermann Hechenberger
    Hermann Hechenberger sagte:

    Wie ist es von Nov. bis Feb. in Bolivien und Peru
    viele grüße und im voraus vielnenDank Hermann Hechenberger
    oder heh-Art Hechenberger auf FB

    Antworten
    • Kate
      Kate sagte:

      Moin Hermann!
      Dazu kann ich nicht viel sagen. Ich war im September in Bolivien und im Oktober in Peru.
      Tendenziell wird es aber im Hochland der Anden wärmer im November bis Februar. In den flachen Regionen wie Santa Cruz oder Regenwald regnet es dann viel.

      Liebe Grüße
      Kate

      Antworten

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