Surfmekka Marokko

Surfcamps, Surfspots und Ausflugsziele in der Umgebung

Surfcamp Marokko

Im November 2019 feierte ich mit meinem Urlaubsziel „Surfcamp Marokko“ gleich zwei „Erste Male“: das erste Mal nicht nur in Marokko, sondern auch in Afrika und das erste Mal in einem Surfcamp. 

Beides war irgendwie überfällig und schon lange auf meiner Liste. 2019 kamen dann verschiedene Dinge zusammen, die mich diese beiden Wünsche umsetzen ließen:

1. Ich hatte mehr Urlaub als mein liebster Reisebegleiter und sah keinen Sinn darin, meine Urlaubstage im kalten Hamburg zu verbringen.

2. Ich hatte es geschafft, in meinen 30 Lebensjahren Europa, Amerika, Asien und Australien zu besuchen. Afrika war schon lange ein Traum und fehlte einfach noch. 

3. Ich surfte zu diesem Zeitpunkt bereits seit 4 Jahren und hatte mir alles irgendwie selbst beigebracht. Nun kam ich nicht weiter, irgendwie stagnierte es und seit einem fiesen Waschgang in Peru hatte ich ziemlich Respekt vor den Wellen. 

4. Ich wurde 30 und schenkte mir spontan eine Reise nach Marokko: eine Woche Surfcamp und zum Abschluss ein paar Tage in Marrakesch. 

Westküste Marokko Karte

Dieser Artikel enthält Werbung zu Surfcamps, Unterkünften und Restaurants. Diese sind alle unbezahlt. Das von mir dargestellte Surfcamp „Dar Surf“ durfte ich im Rahmen eines Reviews für eine Surfcamp-Seite kostenlos testen. Dieser Artikel steht damit jedoch in keinem Zusammenhang. 

Surfcamp Marokko – aber welches?

Die wichtigste Vorbereitungsmaßnahme war es, das für mich richtige Surfcamp zu finden. Surfcamps gibt es in Marokko fast so viele, wie es Sand gibt – doch die Geschmäcker und Bedürfnisse sind verschieden. Ich wollte ein Surfcamp, das möglichst zu keiner großen Kette gehört. Ich wünschte mir eine individuelle Betreuung durch Surflehrer, die auf mein persönliches Level eingehen, mich aber auch weiterbringen. Vor allem suchte ich jemanden, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er auf meine Angst seit Peru eingehen und mir helfen würde, diese zu überwinden. Neben dem Surfunterricht war es mir wichtig, dass das Surfcamp kein Partyhostel für Teenager sein würde, sondern ein gemütlicher Ort zum Entspannen, Seele baumeln lassen und Yogasessions

Doch wie findet man all diese Anforderungen anhand eines Internetauftritts heraus? Am Ende waren es Atmosphäre und Zufall, die den Ausschlag gaben. Ich lümmelte gerade mit meiner Freundin Ylva in meinem Van in Dänemark und erholte mich von der morgendlichen Surfsession. Mit Blick auf unseren Lieblingssee blätterten wir in der Zeitschrift “Golden Ride” und entdeckten darin die Anzeige des “Surf Soul Adventure” und ein Bild von Andrea.

Andrea ist Schweizerin, die mit ihrem Mann Omar ein Surfcamp in Tamraght eröffnet hat. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das genau das war, was ich gesucht hatte und ich schrieb Andrea eine lange Mail, in der ich ihr auch von meiner Angst berichtete. Ich bekam eine ebenso lange Mail zurück, fühlte mich total verstanden und gut aufgehoben und die Sache war für mich klar: ab nach Tamraght. Und so viel kann ich schon verraten: das Surfcamp war ein absoluter Glücksgriff und ich kann es dir von Herzen empfehlen!

Anreise Surfcamp Marokko

Vielmehr gibt es dann auch nicht mehr vorzubereiten und ehe ich mich versehe, ist es bereits Herbst und das Abenteuer Surfcamp Marokko geht los. Ich reise nur mit Handgepäck, der Rucksack ist schnell gepackt und schon sitze ich an einem kalten Novembermorgen am Flughafen in Hamburg. Mit Ryanair per Direktflug nach Marrakesch – eine Verbindung, die leider wenige Wochen später eingestellt werden wird. 

Am Flughafen in Marrakesch besorge ich mir eine SIM-Karte, Bargeld und ein Taxi für 70 Dirham zum Busbahnhof von Supratours. Von hier geht es auch schon wenig später mit einem modernen Bus nach Agadir, wo mich ein Fahrer des Surfcamps abholt. Die ganze Anreise klappt reibungslos und überpünktlich erreiche ich am späten Nachmittag das Surf Soul Adventure. 

Nur drei Monate später fliege ich übrigens schon wieder nach Marokko zum Surfen. Da es den Flug nach Marrakesch nicht mehr gibt, fliege ich mit Lufthansa von Hamburg über Frankfurt nach Agadir. Der Flughafen von Agadir liegt sehr weit außerhalb der Stadt und so bin ich froh, auch hier wieder von einem Fahrer des Camps abgeholt zu werden.

Ein typischer Tag im Surfcamp in Marokko

Ein Tag im Surfcamp in Marokko sieht ungefähr so aus: 

Im Morgengrauen werde ich das erste Mal wach. Erst das Knacken eines Lautsprechers, dann ertönt das morgendliche Allahu akbar und krabbelt den staubigen Berg empor zu meinem Fenster. Die Ziegen stimmen scheinbar in den Gesang des Muezzin ein und zu dem marokkanischen Kanon schließe ich nochmal die Augen.

Wenig später schäle ich mich aus dem Laken, schlüpfe in Shorts und Pulli und treffe mich mit dem Rest der Surfer im Innenhof des Surfcamps. Neo raussuchen, Board auf’s Autodach packen, eine Banane auf die Hand und los geht’s. Wir brechen früh auf – früher als fast alle anderen Surfschulen – und steuern meinen Lieblingsspot Banana Point an. Kleine, aber klare Wellen brechen an dem großen Felsen, die morgendliche Sonne bedeckt die Bucht mit einem goldenen Schimmer und nur eine Handvoll Surfer sind im Wasser. Wir wärmen uns schnell auf, legen die Leashes an und werfen uns in den Ozean. 

Während ich hinaus zum Line-Up paddel werde ich langsam wach – und das ganz ohne Kaffee. Kaum bin ich angelangt, kommt schon das erste hübsche Set angelaufen. Ich lasse die Locals vor und schnappe mir die letzte Welle. Sie ist gerade so hoch, dass ich beim Take-Off einen kleinen Adrenalinkick bekomme, aber auch gerade noch so klein, dass ich keine Angst habe. Perfekt. Zwei letzte kräftige Armzüge, die Welle packt das Bord, ich springe auf, drehe nach rechts und fahre am Face der Welle entlang – der Sonne entgegen.

Nach knapp 2 Stunden paddeln wir ausgepowert zurück zum Strand und fahren zurück ins Surfcamp. Das Frühstück ist schon fertig und wie bei einer großen Familie stellen wir uns vor der Küche auf und jeder trägt etwas hinauf zur Dachterrasse. Am großen Tisch schmausen wir gemeinsam mit Andrea und Omar Rührei, Pancakes, Obstsalat und Amlou (ein marokkanischer süßer Aufstrich aus Erdnüssen).

In der Hängematte oder auf den Sofas fläzen wir in der Sonne, lesen, quatschen oder halten ein Mittagsschläfchen bis wir zur zweiten Surfsession fahren. Wir surfen, chillen am Strand oder erkunden die Felsen, an denen sich die Wellen brechen. Zum Mittag werden leckere Eintöpfe oder Sandwiches aus der Kühlbox gezaubert. Einer der vielen Straßenhunde leistet uns Gesellschaft und ein Kamel mit Reiter stolziert vorbei.

Zurück im Surfcamp gibt es eine Yogasession auf der Dachterrasse, gefolgt von einem traumhaften Sonnenuntergang. An manchen Tagen zieht dichter Nebel vom Meer den Berg hinauf. Ich kuschel mich in eine der Decken und beobachte, wie die untergehende Sonne den Nebel bunt einfärbt. Bei Tajine, Tee und allerhand anderer Leckereien der Surfcamp-Köchin lassen wir gemeinsam den Abend ausklingen. Omar erzählt uns mehr von Marokko oder macht einfach nur Quatsch und Andrea verrät, wie sie eigentlich dort gelandet ist. 

Müde aber rundum zufrieden fallen wir ins Bett, kraulen noch eine Weile den kleinen Kater Gudu und warten dann auf den Weckruf des Muezzin.    

Empfehlung Surfcamp in Tamraght

Wie du sicherlich ganz deutlich herausliest, bin ich vom Surf Soul Adventure absolut begeistert. Die Atmosphäre ist sehr familiär und man fühlt sich sofort zu Hause und der Surfunterricht ist super: keine starren Zeiten, sondern flexibel und individuell an Bedingungen und Level der Surfschüler ausgerichtet. 

Wenn du hinfährst, grüß bitte Andrea und Omar von mir! 

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Infos zu Tamraght

Auch wenn es neben tollen Surfspots nicht viel zu tun gibt, habe ich jedenfalls zwei Empfehlungen für Tamraght. Das Restaurant „Babakoul“ mit gemütlicher Terrasse ist der beste Ort für einen kleinen Snack nach dem Surf und es gibt dort weltbeste Avocado-Smoothies mit Datteln. Nur wenige Häuser weiter befindet sich versteckt in einer Gasse ein kleiner Hamam, bei dem man für 20 Euro eine Stunde lang massiert wird. Es gibt kaum etwas entspannenderes nach einem Surftag. 

Übrigens sind Geldautomaten in der Gegen große Mangelware. Die einzigen gibt es im “Banana Village”, dem südlichen Ortsteil von Tamraght.

Taghazout: Fischerdorf und Surf-Hotspot

Taghazout liegt nur wenige Kilometer weiter nördlich als Tamraght. Taghazout ist ursprünglich ein kleines Fischerdorf, das nicht mehr zu bieten hatte, als ein bisschen Strand, ein paar Felsen und den Ozean. Gäbe es keine Surfer, wäre das wohl auch heute noch so. 

Doch in Taghazout und der Umgebung gibt es eine große Auswahl an Surfspots und so blieb das kleine Dorf nicht lange unentdeckt. Im Gegensatz zum südlichen Afrika ist Marokko schnell erreicht, hat konstant warme Temperaturen und es gibt keine Haie. Die Nähe zum Flughafen in Agadir und günstige Flüge, machen Taghazout zu einem der beliebtesten Surferorte in Nordafrika und ein Geheimtipp ist es schon lange nicht mehr. Während Tamraght noch ein recht verschlafenes Nest ist, hat sich der Surftourismus in Taghazout rasant entwickelt. Es gibt zahlreiche Surfschulen und Surfcamps, einfache bis luxuriöse Unterkünfte und eine große Auswahl an hübschen Restaurants am Meer. 

Den marokkanischen Charme eines einfachen Fischerdorfes hat sich Taghazout aber dennoch – gewollt oder ungewollt – erhalten. Während man durch die engen Gassen schlendert, sieht man noch das ursprüngliche Taghazout: staubige, unasphaltierte Wege und bröckelnde Fassaden. Die blaue Farbe bröckelt in großen Stücken von den Häusersockeln und verblasst auf Türen und Fenstern. Kämpft man sich den steilen Hang hinauf, ist man auch schon schnelle am Rand von Taghazout angekommen. Statt schicker Restaurants findet man hier schrottreife Autos, auf denen sich Ziegen verlustieren. Dort toben die Kinder von Taghazout auf einem einfachen Bolzplatz und ihre Mütter sitzen im Schatten der knorrigen Arganbäume.

Doch auch am Strand, unweit der hübsch hergerichteten Restaurants und Cafés,  findet man noch Beweisstücke des Fischerdorfes. Mehr als bloßes Relikt sind die pittoresken, blauen Fischerboote, die in großer Zahl am Strand liegen. Am frühen Morgen, während des Sonnenaufgangs, sieht man sie nach und nach hinaus fahren auf das weite Meer. Ihren Fang verkaufen sie an kleinen Ständen am Strand, die vor allem eines sind: Hotspot für marokkanische Männergespräche. Wie ein Haufen Waschweiber stehen sie beisammen, die Köpfe wichtig zusammengesteckt, tief ins Gespräch vertieft. Gerne würde ich mich einfach dazu gesellen und lauschen, was sie so umtreibt. 

Stattdessen spaziere ich den Strand entlang, entdecke eine Möwe, die sich gerade an Plastikmüll sattfressen möchte. Ein trauriges Bild und keine Seltenheit in Marokko, wo an den Stränden zum Teil viel Müll herumliegt.

Ebenso prägen die oft sehr verkommenen Straßenhunde das Bild der Strände in Taghazout und Tamraght. Die Hündinnen bekommen oft viel zu früh Junge und nehmen sie nicht an. Umso schöner war es an einem Tag zu sehen, dass eine Hündin ihre Jungen unter der Veranda eines Surfshops am Strand mit tatkräftiger Unterstützung der Surfer aufzieht. Wasserschälchen und Futter standen bereit für die kleinen Welpen, die offenbar einen Faible für Surfer-Fußbändchen haben.

Unterkunft Taghazout

Die Auswahl an Surfcamps und Unterkünften in Taghazout ist groß und für jeden Geschmack etwas dabei. Wer kein klassisches Surfcamp sucht, sondern eine schöne Unterkunft, in der er vielleicht sogar tagsüber am Laptop arbeiten kann, dem kann ich das „Dar Surf“ empfehlen. Das mehrgeschossige Haus steht beinah ganz oben am Berg von Taghazout – der Blick von der Dachterrasse ist dementsprechend eines der Highlights der Unterkunft und eignet sich sehr gut für eine Yogasession.

Der Aufenthaltsraum ist eine Etage darunter und sehr schön mit Holz und bunten Elementen gestaltet. Hier gibt es morgens auch ein gutes Frühstück. Die Zimmer sind einfach aber sauber und die Bäder recht neu und mit  bunten Mosaiken gefliest. Unter den Gästen waren während meines Aufenthalts beinah ausschließlich Digitale Nomaden, die tagsüber ganz normal arbeiten und abends noch eine Runde Surfen gehen. Hierfür eignet sich das Dar Surf auch sehr gut. 

Wer ein klassisches Surfcamp sucht, ist hier allerdings fehl am Platz und dafür kann ich es wirklich nicht empfehlen. Der Surfunterricht war bei mir weder individuell noch gut. Der Surflehrer ist weder auf die Bedingungen noch auf das individuelle Level eingegangen. Der Surfunterricht war jeden Tag zu selben Zeit – egal ob Gezeiten oder Wind dazu gepasst haben oder nicht. Statt mich nach meinem Surflevel zu fragen, fing er an sein Standard-Programm abzuspulen und erklärte mir erstmal die verschiedenen Begriffe eines Surfboards. Dass ich bereits seit über vier Jahren surfe war ihm offenbar egal. Seinen “Unterricht” hielt er dann vom Strand ab und ging auch nicht auf meine individuellen Probleme ein (und das obwohl ich die einzige Surfschülerin war). Am Nachmittag ging er dann lieber selbst surfen. Alles in Allem also wirklich nicht empfehlenswert. 

Wenn du also ein Surfcamp in Marokko suchst, dann informiere dich nicht nur auf der Webseite des Anbieters, sondern auch auf unabhängigen Plattformen über die Qualität der Surfschule. Meine Bloggerkollegin Sabine von “Sea you soon” hat eine sehr gute Übersicht mit Erfahrungsberichten. Ich hatte für sie das Dar Surf getestet und da ich es nicht empfehlen konnte, hat sie es auch nicht mit aufgenommen. Du kannst den Berichten auf ihrer Seite also absolut vertrauen und danach deine Auswahl treffen. 

Ich persönlich würde dir in jedem Fall das Surf Soul Adventure in Tamraght empfehlen. 

Wenn du einfach nur eine schöne Unterkunft zum Arbeiten und Treffen von Gleichgesinnten suchst, dann buch dir doch ein Zimmer im Dar Surf. 

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Restaurants , Cafés und Massage in Taghazout

Nach einer ausgiebigen Surfsession will der hungrige Surfermagen gefüllt werden. Kein Wunder, dass in Taghazout daher zahlreiche Restaurants, Cafés und Bistros entstanden sind. Die Auswahl ist groß und fast für jeden Magen und Portemonnaie etwas dabei. Einfach marokkanische Küche gibt es dagegen kaum. Eine tolle Ausnahme ist ein winziger Tajine-Laden mitten im Zentrum, direkt neben der Moschee von Taghazout. Die Tajines (eine marokkanische Spezialität und eine Römertopf) sind lecker und kosten je nach Größe und Gericht zwischen 2,50 und 4 Euro. 

Einige Meter weiter an der Hauptstraße von Taghazout gibts im “Chez Titrite” Burger, Currys und allerhand andere Leckereien für 5-6 Euro. Trotz Hauptstraße sitzt man auf der Veranda recht gemütlich. 

Das schönste Ambiente gibt es natürlich bei den zahlreichen Restaurants an der Strandpromenade von Taghazout. Strandpromenade trifft es eigentlich nicht ganz – genau genommen ist es ein kleiner Weg über die Felsen, die hier die Küste einfassen. Die Auswahl ist groß und natürlich zahlt man für die Lage. Dennoch kann man hier für unter 10 Euro sehr gut essen. Empfehlenswert sind das „World of Waves“ und der kleine Pfannkuchen-Laden “La Terrasse D’argana“

Nicht zu empfehlen ist übrigens das „Le Spot“, ein riesiger Laden, dessen Karte alles verspricht, aber weder im Geschmack noch im Ambiente gefällt. Seltsamerweise wird es von allen Surfschulen und Unterkünften empfohlen – vielleicht bekommen Sie alle Prozente dafür. Ebenfalls nicht empfehlen würde ich das „Café Mouja“. Hier landeten wir, weil es dort abends Livemusik gab. Weder Musik noch Essen waren gut und einige Stunden später war ich froh, dass die Keramikgöttin nicht weit von meinem Zimmer entfernt war.

Neben der großen Auswahl an Restaurants und Cafés gibt es auch das ein oder andere Angebot für Massagen in Taghazout. Empfehlen kann ich das „Beautiful Massage“. Es liegt zwar ein paar Minuten mit dem Auto entfernt, im Preis von 30 Euro pro Stunde ist Abholung und Rückfahrt nach Taghazout allerdings inbegriffen. 

Sonnenaufgang am Skatepark

Neben Surfen und Essen gibt es in Taghazout tatsächlich nicht viel zu tun. Mein Geheimtipp ist allerdings ein Ausflug zum Skatepark von Taghazout. Egal ob du selber skatest, ein Skateboard am Start hast oder keines davon: ein Besuch lohnt sich. Der Skatepark liegt nämlich außerhalb von Taghazout, oben auf dem steilen Hang der kleinen Surferstadt. Von hier aus hat man einen großartigen Blick auf Taghazout, den Panorama-Beach und seine Wellen und sogar den berüchtigten Anchor-Point (dazu gleich mehr). 

Am schönsten ist der Besuch des Skateparks übrigens zum Sonnenaufgang. Im dunklen Morgengrauen über Stock und Stein geht es etwa 10 Minuten den Hang hinauf, während die Straßenhunde-Gang den morgendlichen Ruf des Muezzin übertönt. Alleine hätten mich da wahrscheinlich keine 10 Pferde hochbekommen, doch zwischen zwei Begleitern fühlte ich mich halbwegs sicher.

Unsere Nachtwanderung bereute ich jedenfalls keine Sekunde, als die Sonne über den Bergen aufging und die Bucht in ein goldenes Licht tauchte. Von unserer Mauer beobachteten wir, wie sich die kleinen, blauen Boote auf den Weg zu ihrem Fang des Tages machten. Auf dem Schotterparkplatz schlummerten derweil noch einige Camper aus Spanien, Frankreich und Holland in ihren Vans und ich wünschte mir neidvoll meinen Van Tommy an diesem wunderbaren Stellplatz.

Surfspots in Taghazout und Tamraght

Ein kleines Fischerdorf wird ja nicht ohne Grund zum Surf-Hotspot eines Landes. In der Umgebung von Taghazout und Tamraght gibt es zahlreiche Surfspots. Vom Beachbreak bis zum Pointbreak ist für jedes Surflevel etwas dabei. 

Mein absoluter Lieblingsspot ist Banana Point. Der kleine Surfspot liegt südlich einer kleinen Felsnase, an der die Wellen brechen. Vor allem am frühen Morgen, wenn hier nur eine Handvoll Surfer im goldenen Morgenlicht zum Line Up paddeln, hat der Spot eine wunderschöne Atmosphäre. Bei guten Bedingungen bildet sich hier eine schöne rechte Welle – nicht besonders steil, aber lang laufend. 

Nördlich vom Banana Point befindet sich eine weitere, noch sehr viel größere Felsnase. Sie trägt den Namen “Devil’s Rock”. Der Surfspot südlich des Felsens wurde hiernach benannt. Ein Beachbreak, der von vielen Surfschulen angesteuert wird. Am Strand befindet sich ein Restaurant mit Terrasse zum Zuschauen, wenn man mal keine Lust hat, sich selber in die Wellen zu werfen. 

Auf der anderen Seite des Devil’s Rock – also nördlich des Felsens – liegt der lange Strand “Imourane Beach”. Ein weiterer Beachbreak, an dem sich viele Surfschulen tummeln. Am besten paddelt man nahe des Felsens hinaus zum Line Up. 

Wenige Kilometer weiter nördlich liegt bereits der Spot “Panorama”, der Beachbreak mitten in Taghazout. Der Spot ist sehr gut geeignet für Anfänger und ist von jeder Unterkunft in Taghazout zu Fuß erreichbar.

Nördlich von Taghazout liegt der einsame „Anchor Point, einem Pointbreak, der mit ordentlich Swell bei erfahrenen Surfern sehr beliebt ist. Anfänger und fortgeschrittene Surfer bleiben hier besser an Land und genießen die Show. Selbes gilt für den Surfspot „Killer Point“, ein weiterer Pointbreak für erfahrene Surfer, der noch einige Kilometer weiter nördlich liegt.

 

Imsouane: die längste Welle von Nordafrika

Wer ein Auto gemietet hat sollte unbedingt eine Tagestour nach Imsouane machen. Das kleine Fischerdorf liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Taghazout. Die Straße entlang der Küste hat zwar viele Baustellenabschnitte und es dauert gute 1,5 bis 2 Stunden um anzukommen, doch mit guter Musik und Blick aus dem Autofenster auf die vorbeiziehende Landschaft wird die Fahrt zu einem schönen Roadtrip. 

Auch wenn dich ein Roadtrip entlang der Küste von Marokko nicht überzeugt, dann doch wenigstens das: die längste Welle in Nordafrika! Hier bricht der Atlantik am äußersten Zipfel der Bucht und läuft mit Glück bis zu 800 Meter als rechte Welle in die lange Bucht hinein. Die Bucht ist so tief, dass es hier gleich zwei Spots gibt: “Cathedral Point”, ein Pointbreak vorn an der Öffnung der Bucht und “The Bay”, weiter in der Bucht gelegen. Je nach Surflevel nimmt man die Welle bereits weit draußen oder näher am Strand. 

Beim “Surf Soul Adventure” ist eine Tagestour nach Imsouane im Surfpaket enthalten. Es hätte der absolut perfekte Surftag sein können… Beim Anblick der langen, cleanen Welle vom Aussichtspunkt freue ich mich wie ein Kind auf den Surf und kann es kaum erwarten, endlich hinaus zu paddeln. Das erste Glücksgefühl bekommt einen ordentlichen Dämpfer, als hinaus paddeln. Schuld sind weder ein überfülltes Line-Up noch schlechte Bedingungen, sondern rote, glibbrige und fiese Meeresmonster: Quallen

Sie sind zwar nicht größer als eine Faust, aber ihre Tentakeln versetzen einem das Gefühl eines Stromschlags. So klein wie sie sind, sieht man sie im unruhigen Wasser nicht und Zack! hat man beim Paddeln eine erwischt. Am Line-Up angekommen reibe ich mir meine erste Brandspur an der Hand und versuche dabei so wenig Wasserkontakt wie möglich zu haben. Eigentlich liebe ich genau diesen Moment am Surfen: das Sitzen im Line-Up bei guten Bedingungen, plantschen im spiegelglatten Wasser und Warten, dass die nächste Welle kommt. Jetzt ist es dagegen stressig, denn ständig hält man Ausschau nach roten Punkten im Wasser. Ich nehme ein paar Wellen – wunderschöne Wellen – doch ich bin nicht bei der Sache. 

Plötzlich dreht der Wind auf onshore und die Wellen werden  unsauber. Doch nicht nur das, drückt der Wind offenbar nun sämtliche Quallen des Ozeans in die Bucht! Ich sitze mitten in der Bucht, als ich es realisiere: das Wasser ist blutrot, alle 30 Zentimeter ist eine Qualle. Ich sehe mich um, hoffe dass ich einfach nur in einen Pulk geraten bin und mich wegtreiben lassen kann. Doch als ich sehe, wie sich Bucht schlagartig leert und alle Surfer an Land paddeln, wird klar: da muss ich nun wohl durch. 

Eine Welle kommt angerollt und könnte meine Rettung sein. Also Augen zu, Zähne zusammenbeißen und lospaddeln. Mit meinem kurzärmligen Neo führt beinah jeder Armschlag zum schmerzhaften Quallenkontakt und reflexartig zucke ich zurück. So lässt sich keine Geschwindigkeit aufbauen – natürlich verpasse ich die Welle. Und die nächste. Und die nächste. Nun fluche ich über die lange Bucht, paddel jeden Zentimeter zurück Richtung Land und während die Quallen meine Arme und Füße verbrennen (die kleinen Monster werden nämlich zu allem Übel auch noch aufs Surfboard geschwappt und warten darauf, dass du deinen Fuß auf ihnen ablegst) hoffe ich einfach nur, dass mich keine Welle vom Board kippt oder mir eine Qualle ins Gesicht schleudert. Scarface-Kate, nein Danke.

Irgendwie schaffe ich es an Land und falle erschöpft in den Sand. Ich glaube ich habe einen kleinen Schock vor Schmerz – mir wird abwechselnd heiß und kalt und dicke, rote Schwellungen zieren meine Arme und Füße. Ich sehe aus, als wäre ich in eine genetisch mutierte Brennessel gefallen. Der Surflehrer schüttet ordentlich Essig darauf – das lindert den Schmerz ein bisschen. Die Brandstellen werden ein schönes Mitbringsel, deren Jucken mich noch ein paar Wochen begleitet. Wie bei einer Wunde bildet sich irgendwann eine Art Schorf. Heute, ein halbes Jahr später, sieht man nur noch einen Tentakelabdruck am Handgelenk. 

Wir verbringen noch eine Weile am Ufer in Imsouane. Hier gibt es ein tolles, einfaches Fisch-Restaurant. Man such sich seinen fangfrischen Fisch persönlich aus, der landet auf dem langen Holzkohle-Grill mitten auf dem Platz und wenig später auf deinem Teller. Gegessen wird typisch marokkanisch mit den Fingern und ich stelle fest, wie viel besser man auf diese Weise das Fleisch von den Gräten lösen kann. Schlagkaputt beobachten wir einige wagemutige Surfer, die mit Handschuhen und Socken den Quallen trotzen.

Imsouane war in jedem Fall ein toller Ausflug und ist ein großartiger Surfspot. Mit den Quallen hatten wir einfach sehr viel Pech, sowas kann passieren. Sei vorbereitet, nimm dir Socken, dünne Handschuhe und falls du auch einen kurzärmligen Neo hast, ein langes Sportshirt mit. Und dann hab viel Spaß auf der längsten Welle Nordafrikas!    

Auf dem Rückweg nach Taghazout lohnt ein kurzer Stopp bei dem Surfspot “Boilers”. Für die meisten zwar nicht zum selber Surfen, denn der Spot ist eher was für die erfahrenen Surfer, aber ein bisschen Wellen oder Surfer gucken, ist ja auch etwas feines.

Sonnenuntergang und Sandsurfen an den Taboga Sanddünen

Wer kein Problem hat im Dunkeln zurück zu fahren, sollte unbedingt den Sonnenuntergang bei der Taboga Sanddüne, etwa 30 Kilometer südlich von Imsouane, genießen. Die Dünen sind – ähnlich der großen Düne in Arcachon in Frankreich – ein riesiger Sandkasten direkt am Meer. Wer wagemutig ist, kann auf einem alten Surfboard die steilen Hänge hinab fahren oder einfach im Sand sitzen und den spektakulären Blick auf den Atlantik genießen. 

Wer kein eigenes Auto hat, kann das Sandboarding zum Sonnenuntergang meistens im Surfcamp als Tour buchen. Auch wenn das Sandboarden selbst nicht so meins war, der Trip zur Düne lohnt sich in jedem Fall. 

Warme Kleidung nicht vergessen! Während die Sonne untergeht, wird es schnell kalt und auf der Düne auch recht windig.

Paradise Valley

Neben dem Sandboarden steht bei den meisten Surfcamps ein Ausflug zum “Paradise Valley” auf dem Programm. Das Paradise Valley liegt etwa 35 Kilometer entfernt von Taghazout im Landesinneren und damit in den Ausläufern des Atlasgebirge. Am Flussufer des Tamrakht hat sich inmitten der trockenen, staubigen Landschaft eine kleine Oase mit Palmen und Wasserbecken im Felsen gebildet – ein kleines Paradies eben. 

Seinen Namen hat das Paradise Valley übrigens angeblich von niemand geringerem als Jimi Hendrix, der sich – gemeinsam mit einigen anderen Hippies – in den 60ern eine Weile hier niedergelassen haben soll. 

Heute ist das Paradise Valley weder Geheimtipp noch Hippie-Rückzugsort. Stattdessen wirbt es mit actiongeladenen Klippensprüngen, Badestellen und “Fisch-Spa”. Bei meinem Besuch im November 2019 ist von Wasser allerdings nicht viel zu sehen und Klippensprünge daher nicht zu empfehlen. Statt einer Oase finden wir ein ausgetrocknetes Tal vor, dem in großen Lettern KLIMAWANDEL in den Staub gemalt steht. Der letzte Regen ist zu diesem Zeitpunkt beinah schon zwei Jahre her.

Statt Menschen schwimmt nur deren Abfall in dem kleinen Wasserloch. Andrea vom Surf Soul Adventure erzählt uns, dass sie gerade erst vor wenigen Wochen mit einigen Surfcamps ein großes Müllsammeln im Paradise Valley veranstaltet haben. Wie frustrierend, es so kurz darauf schon wieder so vermüllt vorzufinden. 

Der Ausflug zum Paradise Valley wird daher vielleicht nicht zum Instagram-tauglichen Action-Ausflug, aber er regt zum Nachdenken an. Im “Fisch-Spa” genehmigen wir uns dennoch einen frisch gepressten Orangensaft und lassen uns dabei die Füße von kleinen Fischen weich knabbern.

Auf dem Rückweg nach Tamraght legen wir noch einen Zwischenstopp in einer Arganöl-Farm ein. Die knorrigen Arganbäume stehen hier, im südwestlichen Marokko überall und das Öl ist der Verkaufshit und Mittel für alles. In der Farm sehen wir den Entstehungsprozess und erfahren, dass die gerösteten Früchte für Speiseöl, die ungerösteten für Kosmetikprodukte verwendet werden. Im kleinen Shop kann man sich mit allerhand schön-machenden Öle und Cremes aus Argan eindecken und dabei die kleinen Kooperativen unterstützen. 

Praktisches und Nützliches

  • Anreise

    Flug nach Marrakesch & Bus (ca. 3 Stunden) nach Agadir mit Supratours

    Flug nach Agadir

    Abholung von Agadir Busbahnhof oder Flughafen durch Surfcamp

  • Mietwagen

    Wenn du nicht in einem klassischen Surfcamp bist, sondern deine Surfsessions und Ausflüge selbst organisierst, wirst du um einen Mietwagen kaum herum kommen. Es gibt zwar eine Art Sammeltaxi, das zwischen Taghazout und Agadir fährt, zu den Surfspots kommst du damit aber nicht so recht. 

    Wenn du dir einen Mietwagen nehmen möchtest, solltest das schon vorab planen und dann für den gesamten Zeitraum vom Flughafen mieten. In Taghazout ist es sehr schwierig an einen Mietwagen zu kommen, da sie die extra von Agadir bringen lassen. Das macht eine kurzfristige  Miete und auch eine kurze Miete für nur ein oder zwei Tage unmöglich. Wir hatten es versucht, da wir gerne einen Ausflug nach Essaouira machen wollten – aber keine Chance. 

  • Packliste Surfcamp Marokko

    Neoprenanzug 

    Wird zwar immer von den Surfcamps gestellt, aber ich trage lieber meinen eigenen Neo. Der passt, ist hygienischer und ich muss nichts darunter ziehen. Bei ebay-Kleinanzeigen findet man gute gebrauchte Neoprenanzüge für wenig Geld. Für Marokko empfehle ich dir einen Neoprenanzug der Dicke 3/2. Ich habe einen kurzärmligen und damit war mir überwiegend warm genug, bin aber auch relativ unempfindlich. 

    Quallenschutz (Socken, Laufhandschuhe)

    Sonnencreme

    Am besten geeignet sind Zink-Stifte. Sie haben einen hohen Lichtschutzfaktor und halten auch im Wasser lange auf der Haut. Ich kann den von „SeventyOne“ empfehlen. 

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Mit Witz und köllner Herz geschrieben, macht Fernweh und Meerweh! 

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„Reiss aus“ (Lena Wendt)

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