Uyuni-Tour Tag 1

Canyons, Mondlandschaft und Geisterstadt

Uyuni-Tour Teil 1: Von Tupiza zum Nationalpark Eduardo Avaroa Uyuni

Es ist die wohl bekannteste Gegend des Landes und wahrscheinlich auf jeder Top 3 Bucket-Liste für jeden Bolivien-Reisenden: der Salar de Uyuni, ein riesiger ausgetrockneter Salzsee. Zahlreiche Touranbieter fahren mit ihren Jeeps zur weißen Wüstenlandschaft, die so weitläufig ist, dass man dennoch weit und breit nichts außer Salz sieht.

Der ganz überwiegende Anteil der Touren startet aus der namensgleichen Stadt Uyuni, die ehrlicherweise auch nicht viel mehr als das zu bieten hat. Wir entschieden uns jedoch gegen die Standard-Route und fuhren von Potosi ins südlich gelegene Tupiza. Dort erlebten wir noch einen fabelhaften Tag in einem verlassenen Canyon, wanderten, verirrten uns und galoppierten durch eine einsame Landschaft, bevor wir am folgenden Tag unsere Tour zum Salar de Uyuni antraten. Vor uns lagen vier Tage mit dem Jeep durch den südwestlichen Zipfel von Bolivien. Unsere Mitstreiterinnen: Marie aus Deutschland, Aurora aus Frankreich und unser Guide Milton.

Uyuni-Tour

Über die Uyuni-Tour

So viel schon vorab: mit Milton hatten wir wahnsinnig großes Glück. Über viele Touren (vor allem die günstigeren Anbieter, die aus Uyuni starten) hatten wir vorab reine Schauergeschichten gehört. Betrunkene Fahrer, mehr als fragwürdige Jeeps, Unfälle. Wir hatten unsere Tour deshalb bei „Tupiza Natuaral Adventure“ gebucht, die sehr gute Bewertungen hatten. Unser Guide arbeitet seit einigen Jahren für dieses Unternehmen – anders als bei vielen anderen Touranbietern bekommt er allerdings kein Fahrzeug gestellt, sondern fährt die Tour mit seinem eigenen Jeep. Das hat für die Teilnehmer der Tour den großen Vorteil, dass er sein „Baby“, wie er ihn nennt, hegt und pflegt und super vorsichtig damit fährt. Fahrer anderer Anbieter fahren da wohl eher getreu dem Motto „Don’t be gentle, it’s a rental“ und die Überreste sieht man mehr als einmal am Wegesrand liegen.

Doch nicht nur seine Fahrweise machte Milton zum Glücksgriff als Guide. Er spricht zwar kein Englisch, doch er erklärt so bemüht langsam, mit Händen und Füßen und einfachen Worten auf Spanisch, dass ich auch ohne Spanisch zu können, beinah alles verstehen konnte.

Tag 1: Von Tupiza zum Nationalpark „Eduardo Avaroa“

Um 6:30 Uhr werden wir von unserer Unterkunft in Tupiza abgeholt. Die Rucksäcke landen auf dem Dach des Jeeps, werden eingetütet und verzurrt und los geht’s. Raus aus Tupiza, vorbei an der weiten Canyonlandschaft, die wir am Tag zuvor intensiv erkundet hatten.

Zwei Stunden später gibt’s den ersten Stop und Frühstück: fürsorglich im Kofferraum angerichtet, wartet dampfender Kaffee und eine Art Pizzastange auf uns. Schlürfend und mampfend genießen wir einen herrlichen Blick vom Gebirgspass „Quebrada de Palala“. Von hier aus geht es durch eine weite Landschaft und vorbei an den ersten Alpakas.

Mittagspause in einem Minen-Dorf

Nicht nur Alpakas, auch ihre Artverwandten, die scheuen Vicuñas, hüpfen gelegentlich vorbei. Am frühen Mittag halten wir in einem kleinen Minen-Dorf. Hier stoßen wir auch das erste Mal auf die anderen Jeeps, die parallel zu uns die Tour fahren. In einer einfachen Hütte tischt jeder Guide sein mitgebrachtes Lunchpaket für die Gruppe auf – bei uns gibt’s panierte Hähnchenschnitzel mit Reis, Kartoffeln und Gemüse.

Spaziergang über den Mond im „Valle de la Luna“

Nach dem Mittagessen gelangen wir zum ersten längeren Stop des Tages: „El Sillar“ oder auch „Valle de la Luna“ genannt. Kein Wunder, denn die Landschaft mit ihren hellgrauen Felsen sieht wirklich aus wie auf dem Mond. Als hätte jemand eine große Ladung Beton und Steinchen über einer Horde Nazgûl (die schwarzen Reiter in der „Herr der Ringe“-Saga) ausgeleert, türmen sich die Felsformationen gespenstisch vor uns auf.

Offroad durch Bolivien

Nach nur einem kleinen Spaziergang durch die Mondlandschaft geht die Fahrt auch schon weiter, denn insgesamt stehen etwa 290 Kilometer für den ersten Tag auf dem Plan. Straßen gibt es seit einer geraumen Zeit nicht mehr und so cruisen wir offroad durch eine faszinierende Landschaft. Auch wenn wir viele Stunden im Auto sitzen – langweilig wird es dabei nicht.

Geisterstadt in den Anden

Am Nachmittag erreichen wir „San Antonio de Lipez“, eine Ruinenstadt, die deshalb auch „Ghost Town“ genannt wird. Früher gab es hier ebenfalls eine Mine und so kann man die verschiedensten Mineralien am Stadteingang begutachten. Die Ruinen selbst sind vielleicht nicht sehr spektakulär, aber in der kargen Landschaft und zwischen den leuchtend gelben Gräsern ist es dennoch eine schöne Szenerie.

Winter is coming: Schlafen auf 4.500 Metern ohne Heizung

Weiter Richtung Süden fahren wir an der Laguna Morijon auf über 4.800 Metern vorbei. Wenig später erreichen wir in Sol de la Mañana den Eingang des Nationalparks „Eduardo Avaroa“, der für den zweiten Tag bunte Lagunen, pinke Flamingos und zottelige Alpakas für uns bereit hält.

Doch bis dahin müssen wir erstmal den Abend und die Nacht überstehen. Unsere Unterkunft ist eine sehr einfache Hütte in Peña Barrosa. Ohne Heizung wird es mit untergehender Sonne auf ca. 4.500 Metern über dem Meeresspiegel schnell ganz schön kalt und so warten wir eingemummelt in dicken Pullis, Jacken und Daunenwesten bei Koka-Tee auf unser Abendessen. Wir sind die einzigen Bewohner für diese Nacht und unser Guide bereitet gemeinsam mit einer Köchin aus dem Dorf Suppe, Hackfleisch und Kartoffelbrei für uns zu.

Danach heißt es dann aber auch sehr schnell ab in die Betten – Betonblöcke, auf denen Matratzen und ca. 5-6 dicke Wolldecken liegen. In langen Yoga-Klamotten oder Skiunterwäsche, Schal und Mütze (denn die meiste Kälte verliert man über den Kopf) kriechen wir unter die tonnenschweren Decken. Umdrehen wird darunter zum echten Kraftakt. Wer da noch Atemprobleme aufgrund der Höhe hat, sucht sich am besten gleich seine Lieblingsseite aus und hofft vor allem, dass der Koka-Tee nicht mitten in der Nacht zum Klo treibt.

Mit leicht mulmigem Gefühl („hoffentlich liege ich nicht die halbe Nacht frierend wach“) schlafe ich ziemlich fix ein.

Fortsetzung folgt…

Am zweiten Tag der Tour werden wir viele bunte Lagunen, Lamas und Flamingos sehen! 

Vier Tage im Kurzfilm

Die ganze Tour in einem Film. Vorsicht: Spoiler-Alarm…

Praktisches und Nützliches

  • Unterkunft in Tupiza

    Hostel Los Salares

  • Uyuni-Tour

    Tupiza Natural Adventure
    4 Tage; 215 USD inkl. Reiten in Tupiza

  • Zusätzliche Kosten

    Eintritt Mondlandschaft „El Sillar“: 10 Bolivianos (ca. 1,25 Euro)

    Eintritt Ruinenstadt „San Antonio de Lipez“: 15 Bolivianos (ca. 2 Euro)

    Eintritt Nationalpark für gesamten Zeitraum: 150 Bolivianos (ca. 20 Euro)

  • Packliste

    • lange Unterwäsche/Yoga-Kleidung für Nachts 
    • bequeme Hose und Pulli für drüber (man sitzt immerhin viel im Auto) 
    • Windjacke, Mütze, Schal (über die weite Landschaft auf über 4.000 Metern Höhe pfeift der Wind)
    • Wollsocken für abends und nachts
    • sehr gute Sonnenbrille mit richtig UV-Schutz
    • Thermos-Becher (zum Abfüllen von Tee für die Nacht) 
    • Trockenshampoo (duschen gibt’s erst am 2. Abend und die sind heiß begehrt)
  • Gegen die Höhe

    Jeder reagiert anders auf die Höhe. Während die Kurzatmigkeit bei der Uyuni-Tour eigentlich nicht so relevant ist, da man ja die meiste Zeit im Auto sitzt, kann es allerdings zu anderen Phänomenen kommen. Ich habe ab ca. 4.000 Metern starke Kopfschmerzen bekommen. Dagegen hilft zweierlei:

    1. Viel Trinken. Man vergisst das während der Tour sehr schnell und der Mangel an „Inka-Toilets“ – also Büschen – hemmt auch ein bisschen. Aber die Kopfschmerzen sind unangenehmer – versprochen.
    2. Tabletten „Sorojchi“. Gibt’s in den Apotheken in Bolivien und sind speziell für solche Symptome bei Höhe.

    Uyuni-Tour Teil 1: Von Tupiza zum Nationalpark Eduardo Avaroa Uyuni