Uyuni Tour Tag 4
Sterne, Sonnenaufgang und ganz viel Salz
Tag 4 und damit letzter Tag unserer offroad Jeep-Tour durch den Südwesten von Bolivien. Und nun gelangen wir auch „endlich“ an das Ziel, das der ganzen Tour ihren Namen gibt: der Salar de Uyuni – ein riesiger Salzsee.
Nachdem wir in den ersten drei Tagen Lagunen in den verschiedensten Farben bestaunt und zahlreiche Lamas und Flamingos getroffen hatten, wird es am letzten Tag weder bunt noch lebendig sein. Weiß, soweit das Auge reicht und kein (sichtbares) Lebewesen weit und breit. Und am Ende landen wir *Spoiler-Alarm* sogar noch auf einem Friedhof…
Sternensuche auf dem Salar de Uyuni
Um halb fünf klingelt unser Wecker. Raus aus dem halbwegs warmen Bett und schnell in das bewährte Zwiebel-Technik-Outfit. Verschlafen und ohne Kaffee (!) wagen wir uns hinaus in die Kälte.
Milton hat das Auto schon startklar gemacht, wir schmeißen noch schnell unsere Rucksäcke aus Dach und los geht’s! Hinein in die Dunkelheit und ab auf den Salzsee Salar de Uyuni. Wir wollen vor allen anderen ein dunkles Fleckchen finden und den Sternenhimmel fotografieren.
Kurz bevor wir das „Ufer“ des Sees erreichen und gerade eines der letzten Häuser passieren, macht uns Murphy jedoch einen Strich durch die Rechnung. Ein verzweifelter Guide bekommt seine Karre nicht an und braucht Starthilfe. Milton flucht, haut aufs Lenkrad, aber er kann den armen Kerl auch schlecht ignorieren. Und so eine Starthilfe ist ja schnell gemacht.
Ganz so schnell ging es dann allerdings nicht und so färbt sich der Himmel am Horizont schon langsam hell, als wir den See erreichen. Es bleibt nur Zeit für etwa drei Langzeitbelichtungen und dann brausen wir auch schon los zum Sonnenaufgangs-Spot.
Sonnenaufgang auf der Kaktusinsel „Isla Incahuasi“
Wir brausen durch die Nacht – links und rechts von uns tauchen die ersten Scheinwerfer der anderen Touren-Jeeps auf. Natürlich haben alle das gleiche Ziel: die Isla Incahuasi, eine Insel auf dem ausgetrockneten Salzsee. Wir parken am Fuß des Hügels und machen uns auf den Weg nach oben. Zügig spurten wir an einigen anderen Gruppen vorbei um uns noch ein schönes Plätzchen zu sichern.
Der Himmel färbt sich langsam von schwarz zu blau und die Silhouetten zahlreicher Kakteen zeichnen sich gespenstisch davor ab. Oben auf der Insel angelangt finden wir tatsächlich noch ein Fleckchen für unsere Vierergruppe mit einem herrlichen Blick auf die weite Landschaft, die langsam im goldenen Licht der aufgehenden Sonne erstrahlt.
Muster auf dem Salar de Uyuni
Als die Sonne aufgegangen ist, sehen wir es: das verrückte Muster auf dem Salzsee. Wie Bienenwaben sind zahlreiche Sechsecke in feinen Linien aneinander gereiht. Warum Sechseck? Das ist das optimale Verhältnis zwischen Außenwand und Volumen und dadurch so stabil. Verrückt, was die Natur so macht.
Frühstück auf dem Salar de Uyuni
Als unsere Mägen so langsam anfangen zu knurren, verlassen wir schweren Herzens die sagenhafte Aussicht und laufen hinab zur Salzfläche. Dort wartet Milton bereits mit dem Frühstück auf uns. Nicht nur er – alle Jeeps stehen hier aufgereiht wie Perlen an den Flaggen aus aller Welt und servieren Kaffee und Essen. Bei uns gibt es sogar Kuchen!
Mit dem Jeep über den Salzsee
Die Ansammlung löst sich allerdings auch bald wieder auf und verteilt sich über die Weiten des Salzsees. Wir gehen noch eine kleine Runde spazieren und erinnern uns bei jedem Schritt erneut daran, dass dies kein Eis oder Schnee ist sondern Salz. Es ist total surreal und der Kopf kommt ja bekanntlich selten aus seinem gewohnten Schubladendenken heraus. Weiße, weite Landschaft, strahlender Sonnenschein = schöner Wintertag. Von wegen!
Die folgenden Stunden brausen wir querfeldein mit dem Jeep über die weiße Salzfläche des Salar de Uyuni. Genau genommen braust Milton. Wir lassen die Blicke über die Landschaft schweifen und halten zwischendurch mal die GoPro raus. Lang geht das nicht: die Luft ist schweinekalt und die Hände danach salzig.
Fotos „Loco“
Irgendwann folgt das, was alle Uyuni-Touren machen: die verrückten („loco“) Fotos. Aufgrund der weiten Fläche kann man hier auf dem Salar nämlich herrliche optische Täuschungen herstellen.
Milton ist hoch motiviert, macht eigene Vorschläge und lässt sich begeistern von unseren Ideen. Bei alledem robbt er mal wieder auf dem Bauch auf dem Boden herum und versucht perfekte Fotos zu schießen. Wir lachen uns alle schlapp über unsere verrückten Verrenkungen und Herumgekasper. Einmal mehr wird uns bewusst, was für ein riesen Glück wir mit unserem Guide haben.
Eisenbahnfriedhof Uyuni
Unser letzter Stopp der viertägigen Jeep-Tour führt uns zu einem Ort, der auch Filmset oder Bühnenkulisse sein könnte: der Eisenbahnfriedhof bei Uyuni. Alte Loks, Waggons und Schienen – sich selbst und der Natur überlassen. Teilweise verfallen, teilweise mit Graffiti besprüht, sind sie tolle Motive für ein paar letzte Fotos, bevor uns Milton in Uyuni absetzt. Vier grandiose Tage enden hier und ein bisschen wehmütig verlassen wir unseren Guide und seinen Jeep. Aber die Reise geht ja weiter…
Weiterreise nach La Paz
Uyuni selbst ist ehrlich gesagt ziemlich hässlich und hat bis auf ein paar touristische Restaurants nichts zu bieten. Zum Glück hatten wir das schon vorher gehört und für den Abend unserer Ankunft einen Nachtbus nach La Paz gebucht. Also mussten wir nur ein paar Stunden die Zeit totschlagen.
Meistens passieren Unglücke ja genau in diesem Moment und so knickte ich beim Über-die-Straße-gehen (!) um. Das gerade erst wieder halbwegs verheilte Außenband machte direkt einen auf Drama-Queen und so blieb uns nichts anderes übrig, als in einem einfachen aber gemütlichen Restaurant einige Runden Jenga zu spielen und dabei den Fuß zu kühlen. Ich versuchte nicht daran zu denken, dass in einer Woche unser Salkantay-Trek zum Machu Picchu beginnen würde und konzentrierte mich lieber darauf, dass ich gerade sehr souverän auf Spanisch Eiswürfel bestellt hatte.
Vier Tage im Kurzfilm
Die ganze Tour in einem Film.
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