Vanlife-Interview

mit Meike und ihrem Mercedes Benz 308d „Rosi“

Vanlife Mercedes Benz 308d

Ich bin Meike, 29 und in der Nähe von Aachen aufgewachsen. Aktuell studiere ich Soziologie und Politikwissenschaft an der Uni Trier, möchte das Studium aber im Sommer abschließen und dann auch eine längere Reise mit meinem Bus Rosi machen.

Rosi ist ein Mercedes Benz 308d mit Kofferaufsatz, Baujahr 1996 und mit ihren 60 PS eher von der gemütlichen Sorte.

Meikes Vanlife
Van Mercedes 308d

Wann und vor allem wieso hast du dich dazu entschlossen, dir einen Van zu kaufen?

Der Bus ist eher spontan in meinen Besitz gekommen, denn ursprünglich wollte ich noch ein halbes Jahr weiter sparen und mir erst Ende 2018 einen Van kaufen. Überlegungen, welches Modell zu meinen Bedürfnissen passte, plante ich ebenso erst in der 2. Jahreshälfte anzustellen.

Als ich dann jedoch hörte, dass eine Bekannte ihren Van loswerden möchte, ging alles ziemlich schnell und so stand im Sommer der Bus „vor meiner Tür“ (nicht wirklich, aber dazu gleich mehr).

Erzähl von deinem Van-Umbau!

Ich kaufte Rosi für 2.000 € ohne TÜV und weitere Planung, sodass die erste Herausforderung nicht lange auf sich warten ließ: Wie bekomme ich nun den 3,5 t Bus aus Trier in das rund 150km entfernte Aachen? Kurzerhand besorgte ich in Trier also noch ein Kurzzeitkennzeichen und machte mich mit meiner Freundin Caro, die mir beistand während ich einige Bedingungen für die Überführung eines Fahrzeuges mit einem solchen Kennzeichen ignorierte, auf den Weg.

Dann standen Reparaturen an und so machte ich mich unter Anleitung eines weiteren Freundes daran, Bremsen zu wechseln und rostige Teile aus der Karosserie zu flexen. In dieser Zeit sind außerdem auch die ersten Skizzen für den Innenausbau entstanden und nachdem Rosi endlich wieder TÜV hatte, startete ab August der Innenausbau, der am Ende natürlich doch vollkommen anders geworden ist, als zunächst geplant: Das Bett ist sinnvollerweise nun quer anstatt längs verbaut und generell ließ ich mich während dem Bau lieber von neuen Ideen inspirieren als meinen Plänen starr zu folgen.

Sowieso lief der Ausbau eher nach dem Motto: Anhalten, passend absägen und im Bus zusammenbauen. Und da ich den kompletten Innenausbau selbst gemacht habe, gab es auch kein handwerkliches Fachpersonal, das ich mit dieser Technik zum Haare raufen gebracht hätte.

Ein halbes Jahr und weitere 2.500 € später, war ich fertig. Mit den Nerven, aber zum Glück auch mit dem Ausbau.

Du und dein Van: was bedeutet dein Camper für dich?

Nachdem ich mein WG Zimmer bereits Mitte Dezember verlassen und seither nomadisch bei meinen Eltern oder bei Freunden auf der Couch geschlafen hatte, zog ich Ende Januar endlich ein und lebe seither meinen Wunsch nach einem alternativen und nachhaltigem Leben in der Nähe der Natur.

An welche Orte es mich mit meinem neuen zu Hause noch alles treiben wird, weiß ich nicht, aber ob in Deutschland, Spanien, Schottland oder Rumänien – so schnell werde ich nicht mehr ausziehen aus meinem Bus.

Wie funktioniert dein Leben im Camper?

Da ich also Vollzeit in meinem Bus lebe, finanziere ich mein Leben genauso wie ich es sonst auch tun würde. Für die aktuelle Reise habe ich aber auch einige Ersparnisse, da ich aufgrund verschiedener Faktoren (hohe Spritkosten, Ausgaben für Lebensmittel, welche ich zu Hause über foodsharing größtenteils kostenlos bezogen habe), deutlich mehr Geld ausgebe.

Die Schattenseiten des Vanlife: was nervt dich manchmal daran?

Nachteile gibt es natürlich, aber weil ich ja nun noch nicht so lange in meinem Bus lebe, sind diese erstens recht überschaubar und zweitens habe ich mich natürlich entsprechend vorbereitet: Mein Ofen, der mir ermöglicht auch im deutschen Winter recht komfortabel in meinem Bus zu wohnen, ist hierfür ein Beispiel. Was ich derzeit noch sehr unkomfortabel finde, ist die fehlende Toilette, die ich auf jeden Fall noch nachrüsten möchte. Und auch wenn die Küche in meinem Bus echt groß ist, fehlt mir mein Standmixer, der es mir ermöglicht tolle cremige Saucen oder leckere Smoothies zu zaubern.

Ich kann nicht ohne…: Deine wichtigsten und liebsten Reisebegleiter für deinen Van

Mein liebster Reisebegleiter ist natürlich mein Hund Tahvo, den ich kürzlich adoptiert habe und der mit seinem jugendlichen Kindskopf schon jetzt regelmäßig meine Nerven ganz schön strapaziert. Andererseits bereichert er mein Leben so sehr, dass ich ihn – gerade auch als alleinreisende Frau – nicht mehr von meiner Seite lassen möchte.

Wenn ich noch etwas unnötiges und wohl auch absolut unerwartetes benennen müsste, würde mir sowas wie mein Glätteisen einfallen. Chronisch unzufrieden mit meiner Haarstruktur und ständig in Zwietracht, rettet mich es mich seit rund 15 Jahren immer mal wieder vor großer Verzweiflung. Aber um ehrlich zu sein und um die ungläubige Frage direkt zu beantworten: Nein, ich habe es (LEIDER) nicht dabei.

Pech und Pannen: erzähl von deiner blödesten Situation von unterwegs

Eine echte Panne habe ich – dreimal auf Holz klopf – noch nicht zu erzählen, aber in brenzlige Situationen habe ich mich (und ich würde mich auch wundern wenn nicht) natürlich schon manövriert. An dieser Stelle erzähle ich immer gerne die Geschichte meiner Stellplatzsuche im Schwarzwald. Passiert ist Gott sei Dank nichts, aber ich hatte wirklich mehr Glück als Verstand (der war nämlich wohl ausgefallen):

Es war der 2. Tag mit meinem Bus. Skisaison, schönstes Wetter, Wochenende. Trotzdem hatte ich mir in den Kopf gesetzt einen bestimmten Parkplatz anzufahren, der einerseits schon vormittags überfüllt mit Autos und andererseits durch die vielen Schneemassen äußerst eng war. Gefahren wurde bloß in zwei tiefen Spurrillen im Schnee und auch wenn mir bewusst war, dass mein Bus eigentlich viel zu groß für diese beengten Verhältnisse war und ich auf diesem Platz auch niemals würde stehen können, fuhr ich rein. Spiegel wurden eingeklappt, Lampen kratzen am seitlich aufgetürmten Schnee und hinter den zwei Kurven hätte es jederzeit dann wirklich zu eng werden können. Rückwärts wäre, auch wegen der fünf weiteren Autos, die mir zu meinem Entsetzen auch noch gefolgt waren, aber wohl auch keinerlei Option gewesen. Zum Glück ist aber alles noch mal gut gegangen und so konnten wir ein paar Schweißausbrüche später den Parkplatz unbeschadet verlassen.

Lieblingsplatz: Wo treibt es dich am liebsten hin oder wo hat es dir am besten gefallen?

Mir sind vor allem jene Orte, die nicht in Apps zu finden sind oder die ich ungeplant entdeckt habe, die schönsten Erinnerungen. So ging es mir beispielsweise als ich rund 90 km südöstlich von Madrid auf der Suche nach einer Tankstelle war und es mich weit ab von der A40 in ein eintausend Einwohnerdorf führte. Ob die Tankstelle überhaupt noch existierte, fragte ich mich nach jedem Kilometer, den ich auf der enge Landstraße zurück legte und die Tanknadel weiter sinken ließ.

Als ich die Tankstelle endlich erreichte fühlte ich mich auf wundersame Weise angekommen. Der Tankwart stapfte draußen irgendwo herum, beantwortete meine wohl recht verzweifelt klingende Frage „aceptar crédito.. ähhh tarjetas de crédito?“ mit einem lächelnden „Sí“ und führte mich dann zum Bezahlen in ein spärlich eingerichtetes Büro, in dem eigentlich nur ein Schreibtisch samt altertümlichem Computer und viele chaotische Papierstapel vorzufinden waren. Es war mir alles so sympathisch!

Und kurzerhand entschied ich mein ursprünglich geplantes Ziel erst später anzufahren, woraus ehrlicherweise am Ende dann aber gar nichts mehr wurde. Denn wir fanden einen wunderbaren kleinen See mit angrenzendem Wandergebiet und ja, blieben einfach dort.

Dein Tipp für alle mit Van, oder die, die es werden wollen

Lass dich nicht von vermeintlich hohen Kosten abschrecken. Ich habe beispielsweise während ich mit dem Ausbau schon längst begonnen hatte, das Geld hierfür monatlich weiter gespart. Das entzerrt die notwendigen Ausgaben und du musst nicht ein paar Tausend Euro auf einen Schlag zusammen haben. Außerdem habe ich versucht meinen Ausbau möglichst Second Hand zu gestalten. Nutze das, was bereits da ist, kaufe neu nur das nötigste und schaue bei den Kleinanzeigen oder auf dem Sperrmüll, ob du altes Holz weiterverwenden kannst. Und lass dir gesagt sein, diese Kreativität macht auch viel mehr Spaß!

Mehr über Meike und ihr Vanlife erfährst du übrigens auf ihrem Blog www.frauvdh.de. Dort erwarten dich Tipps zu nachhaltigem Konsum, einem minimalistischeren Lebensstil und vegane Inspirationen. Oder du stöberst einfach durch ihren Instagram-Kanal .
frauvdh